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Ein harter Sommer: Ferymont von Lorena Simmel

Ferymont von Lorena SimmelEine Schweizerin kehrt als Saisonkraft zurück in ihre Heimat, um Geld für den Abschluss ihres Studiums in Berlin zu erarbeiten. Lorena Simmels Roman Ferymont liest sich wie eine soziologisch scharfsinnig beobachtete, teilnehmende Reportage. Sie erzählt vom Schweizer Seeland, einem landwirtschaftlich stark genutztem Gebiet zwischen Bieler-, Murten- und Neuenburgersee. Es ist die Gemüsekammer des Landes, in dem hauptsächlich osteuropäische Saisonkräfte die anstrengende Arbeit verrichten.

Die meisten Menschen, die im Seenland auf den Gemüse- und Tabakfeldern arbeiten, leben in zwei Welten. Zuhause, im Osten, leben oft noch Familien, gibt es noch andere Jobs. Vom Frühjahr bis zum Herbst leben sie dann in der Schweiz, wechseln zwischen Erdbeer- zu Spargelfeldern, ernten und sortieren Tabakblätter. Die Erzählerin zählt zu den wenigen, die tatsächlich aus Ferymont kommt, hat ihren Lebensmittelpunkt aber eigentlich in Berlin, wo sie kurz vor dem Abschluss ihres Literaturstudiums steht. Nun braucht sie aber Geld und ist zurück. Die Verbindung zur Herkunft ist brüchig: Sie kommt bei ihrer Tante in einem großen Haus am Ortsrand unter. Die Eltern sind inzwischen weggezogen.

Ferymond schildert die harte Arbeit, die die landwirtschaftlichen Hilfskräfte verrichten, ihren Leben zwischen den Welten. Die Erzählerin findet Anschluss bei Daria, zu der sie eine distanzierte Freundschaft knüpft, ebenso zu Konrad. Freizeit gibt es nicht viel. Zwischenzeitlich besucht sie ein Seminar, um einen letzten Schein zu erwerben. Ansonsten geht sie mit der Tante Curling spielen oder trinkt mit den Kollegen mal einen Tee oder ein Bier.

Der Roman liest sich wie eine stark subjektiv gefärbte Reportage. Kapitel für Kapitel bewegt sich der Text chronologisch durch die Saison, beschreibt Momente der Annäherung und Distanz zwischen der Erzählerin und den Anderen. Sie bleibt dennoch enigmatisch, es scheint, es fehlt ihr der Halt. Denn über das Leben in Berlin erfährt der Leser nur wenige Bruchstücke. Auch das akademische Leben bleibt mehr Randbemerkung, der Fokus gilt der körperlichen Arbeit, den harten Bedingungen, den Geschichten der Kollegen und die sich entwickelnde Verbundenheit zu ihnen. Es gibt keinen dramaturgischen Spannungsbogen, keinen Plot, sodass man als Leser durchaus das Gefühl haben kann, einem Tatsachenbericht beizuwohnen. Gleichsam ist der Text ein Portrait einer ganzen Region, in der sichtbar gemacht wird, welche Geschichte(n) hinter dem Obst und Gemüse im Supermarkt steckt. Lesenswert.

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Ferymont von Lorena Simmel ist bei Verbrecher erschienen.

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