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    Ich habe Angst zu sehen: Eskalationsstufen von Barbara Rieger

    Eskalationsstufen von Barbara RiegerJulia will eigentlich Künstlerin sein, unterrichtet aber Deutsch als Fremdsprache. Der Besuch einer Vernissage stellt ihr Leben dann auf den Kopf: Sie begegnet dem mäßig erfolgreichen Maler Joe. Obwohl sie in einer Beziehung ist, beginnt sie eine verhängnisvolle Affäre. Barbara Riegers Roman Eskalationsstufen ist strukturiert und benannt nach dem Stufenmodell von Jane Monckton Smith, das die Stufen beschreibt, die eine Beziehung bis zum Femizid durchläuft.

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    Zeichen des Verschwindens: Wendeschleife von Regula Portillo

    Wendeschleife von Regula Portillo“Auch ich bin Schrift / und in eben diesem Augenblick / entziffert mich jemand.” Dieses Zitat Octavio Paz’ stellt Regula Portillo ihrem neuen Roman Wendeschleife voran. Es geht um das Verschwinden, ob durch Trennung oder Tod und die Schleifen, die die Gedanken der Zurückgebliebenen ziehen können. Das Gegenüber konstruiert sich in uns, ist immer unsere Interpretation. Was passiert, wenn wir das Gegenüber nicht mehr fragen können, ob sich unsere Interpretation von Ihnen einigermaßen mit deren Interpretation von sich selbst deckt?

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    Das Buch der Schwestern von Amélie Nothomb

    Das Buch der Schwestern von Amélie NothombDas Schicksal zweier Schwestern erzählt in 150 Seiten: Dieses Kunststück gelingt der belgischen Autorin Amélie Nothomb mit ihrem aktuellen Roman Das Buch der Schwestern. Tristiane wird in eine liebevolle Ehe hineingeboren. Doch die Liebe der Eltern ist so intensiv, dass eigentlich kein Platz für ein Kind ist: Eine andere Art der Verwahrlosung, könnte man sagen. Doch Tristiane ist hochbegabt, und als die Eltern auf ihren Wunsch hin noch ein Töchterchen in die Welt setzen, erfährt auch sie, was Liebe ist.

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    Die Wahrheit, die sie brauchen: Die Schattenmacherin von Lilly Gollackner

    Die Schattenmacherin von Lilly GollacknerEine Welt ohne Männer erscheint in Die Schattenmacherin von Lilly Gollackner nicht unbedingt wie eine Utopie. Das hat auch mit den Umständen zu tun: Die Erde ist 2068 durch den Klimawandel und heftigen Kriegen kaum noch bewohnbar. Ein von Ruth geleitetes Matriarchat hat Sicherheit und Stabilität gebracht. Doch nun ist sie 70 und soll durch die intelligente Ania ersetzt werden: Diese stellt unbequeme Fragen – zu im Schatten getroffenen Entscheidungen und ob man Männer nicht wieder zurückbringen sollte.

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    Ein harter Sommer: Ferymont von Lorena Simmel

    Ferymont von Lorena SimmelEine Schweizerin kehrt als Saisonkraft zurück in ihre Heimat, um Geld für den Abschluss ihres Studiums in Berlin zu erarbeiten. Lorena Simmels Roman Ferymont liest sich wie eine soziologisch scharfsinnig beobachtete, teilnehmende Reportage. Sie erzählt vom Schweizer Seeland, einem landwirtschaftlich stark genutztem Gebiet zwischen Bieler-, Murten- und Neuenburgersee. Es ist die Gemüsekammer des Landes, in dem hauptsächlich osteuropäische Saisonkräfte die anstrengende Arbeit verrichten.

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    Die Niedrigsten zu unseren Füßen: Das Spiel des Tauchers von Jesse Ball

    Das Spiel des Tauchers von Jesse BallDer amerikanische Autor Jesse Ball zeigt sich als Spezialist für enigmatische, faszinierende und fantasievolle Texte. 16 Veröffentlichungen gehen bereits auf ihn zurück, Das Spiel des Tauchers ist der zweite Roman, der nun in deutscher Übersetzung (von Alexander Lippmann) erhältlich ist. Wie zuvor Zensus (ebenfalls im Luftschacht Verlag) ist es ein dystopischer Text, der fremdartig und nah zugleich ist. Es ist eine Parabel in drei Kapiteln über die Entmenschlichung des Individuums in vermeintlich fortschrittlichen Gesellschaften.

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    Mein Leben unter den Großen von Madame Nielsen

    Mein Leben unter den Großen von Madame NielsenIst das ein Roman, autobiographische Essays, Memoiren? Es ist auf jeden Fall irgendwie autofiktion, Fakt und Fiktion geben sich in Madame Nielsens Mein Leben unter den Großen die Hand. Ursprünglich 2013 in Dänemark erschienen, wurde der Text von Hannes Langendörfer übersetzt und ist seit Kurzem bei Kiepenheuer & Witsch erhältlich. Es ist ein sonderbares Buch, in dem Madame Nielsen aus einer Zeit berichtet, in der sie noch mit männlicher Identität und ziemlich mittellos in Kopenhagen den großen zeitgenössischen Literaten Dänemarks begegnete. Da Hans Christian Andersen, der natürlich trotzdem durch den Text geistert, schon lange tot war, werden die Meisten davon dem deutschen Leser wohl eher unbekannt sein – ein Vergnügen ist Mein Leben unter den Großen trotzdem.

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    Unsere Familien, unsere Häuser, unsere Dörfer: Kosakenberg von Sabine Rennefanz

    Kosakenberg von Sabine RennefanzMan kann den Menschen aus dem Dorf bekommen, aber das Dorf nicht aus dem Menschen. Man kann Kosakenberg von Sabine Rennefanz durchaus als Variation dieser Binsenweisheit lesen. Ihre Erzählerin Kathleen hat es aus dem kleinen brandenburgischen Dorf Kosakenberg – die Autorin selbst ist aus Beeskow – nach London gebracht. Sie wollte immer weg. Aber die Heimat lässt sie nie so ganz los. Ein Roman über eine Entfremdung und ostdeutsche Minderwertigkeitsgefühle.

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    Ewig leben: Wir werden jung sein von Maxim Leo

    Wir werden jung sein von Maxim LeoDie Vermutung, dass des Menschen Forschungsdrang letztlich auch sein Untergang sein wird, ist nicht neu. Und es ist ein Thema, das mit neuer Intensität im gesellschaftlichen Diskurs aufflammt. Nicht umsonst war ein Biopic über Oppenheimer einer der Kassenschlager des letzten Jahres. Klimawandel, die Diskussionen um die Folgen künstlicher Intelligenz reihen sich hier ein. Wir werden jung sein von Maxim Leo widmet sich der medizinischen Forschung und ihren gesellschaftlichen Implikationen: Martin Mosländer erforscht ein Medikament zur Regeneration des Herzmuskels und hat dabei den Jungbrunnen gefunden.