Es war einmal: Quentin Tarantino erzählt uns mit seinem neuesten, neunten Film Once Upon a Time… in Hollywood ein Märchen, das einen bestimmten Moment in der Traumfabrik einfangen soll. Wie Django Unchained und Inglourious Basterds re-imaginiert Tarantino hier die Geschichte. Im Vergleich zu diesen beiden Filmen ist Once Upon a Time… in Hollywood eine weitaus luftigere und lustigere Angelegenheit geworden. Es ist zwar kein neues Pulp Fiction, zeigt den Regisseur aber in Topform.
Froh zu sein bedarf es wenig: Music for XXX von Dwig
Der Produzent Dwig eröffnet sein neues Album Music for XXX mit einem als Kanon gesungenen Volkslied: “Froh zu sein bedarf es wenig / und wer froh ist / ist ein König.” Königliche Glücksmomente, mit wenigen Mitteln angerührt in der Produzentenküche: Irgendwo zwischen Downtempo, Deep House und Ambient perlen die neun Stücke des Albums aus den Boxen. Dass Dwig das Glück dieser Welt weniger in materiellen Dingen als in den Armen einer geliebten Person verortet, zeigen nicht nur die geschmeidigen Töne, die er kredenzt, auch der Albumtitel sowie die Bildsprache des Vinyl-Doppelalbums deuten es an: So zieren die einzelnen Platten eine venezianische Gondel, Blüten und Bienen.
Ach, wie schön ist Venedig: Der Löwe, die Stadt und das Wasser von Cees Nooteboom
Letztes Jahr besuchte ich Venedig für fünf Tage. Ich kam als Skeptiker und ging als Bekehrter. Die Schönheit dieser Stadt ist kaum zu fassen, ganz gleich wie lange man verloren auf das Wasser der Lagune schaut oder wie viele Fotos man knipst. Als ich im Programm des Suhrkamp Verlags dann dieses Frühjahr Cees Nootebooms Venedig: Der Löwe, die Stadt und das Wasser erblickte, musste ich das Buch haben. Eine Wiederkehr an diesen Sehnsuchtsort, nur würde mich kein Flugzeug dahin bringen, sondern Nootebooms schöne Sätze.
Schuhe aus, zurücklehnen, genießen: Palais Sommer 2019
Dresdens schönster Freiluft Salon hat seit vergangenen Freitag endlich wieder offen. Der Palais Sommer ist die schöngeistige Sommerunterhaltung, in die man nach einem verbrutzelten Tag am See gleiten kann. Und in diesem Jahr hat Petrus die Wiese hinter dem Japanischen Palais am Freitag nochmal ordentlich gewässert – so saftig grün war sie letztes Jahr ja nicht – nur um dem Eröffnungskonzert am Freitag einen angenehm lauen Sommerabend zu schenken.
Ostrale 2019: sums¡
Zwei Jahre nach dem letzten Stelldichein am Messering hat die zur Biennale reformierte Ostrale nun in der historischen Tabakfabrik f6 in Striesen eine neue Bleibe gefunden. Schon vor der Eröffnung der zentralen Ausstellung haben seit dem 11. Juni dezentrale Ausstellungsräume im gesamten Stadtgebiet geöffnet. Unter der Überschrift sums¡ gibt es bis zum 1. September also im ganzen Stadtgebiet wieder zeitgenössische Kunst zu bestaunen – die zentrale Ausstellung allein bringt so viel Kunst unter einem Dach zusammen, dass es die geistige Aufnahmefähigkeit an ihre Grenzen bringt.
“Jetzt war er ratlos”: Vierzehn Tage von Holger Brüns
“Er hatte Urlaub, ganze vierzehn Tage noch. Niemand wartete auf ihn” (9): Holger Brüns Novelle Vierzehn Tage nimmt den Leser mit in den Berliner Sommer und in das Leben eines Mannes, der nicht viel mit sich anzufangen weiß. Mitte Vierzig, schwul, single und die große Frage: Was kommt noch? Klingt schwermütig, ist es aber nicht. Vierzehn Tage ist ein nachdenkliches, melancholisches Buch, aber voller Momente des Lichts.
“Mir verschwimmen die Pixel”: Wenn ich blinzle wird es besser von Christoph Strolz
Der Luftschacht Verlag hat im Frühjahr bereits einen hervorragenden Erzählband veröffentlicht. Mit Wenn ich blinzle wird es besser ist eine zweite Sammlung im aktuellen Programm. In sieben Texten zeigt Christoph Strolz strauchelnde Ich-Erzähler, die der Welt um sich herum fremd geworden sind – etwas scheint abgekoppelt. Eine existenzialistische Einsamkeit weht durch diese Erzählungen, die viel von den Miseren unserer Zeit einfangen.
“What a fucking world”: The Dead Don’t Die
Nicht tot zu kriegen, aber ziemlich nah dran: Der Zombie-Hype. The Walking Dead fährt jedenfalls längst nicht mehr die Quoten von vor fünf Jahren ein und auch wenn ich eisern am Ball bleibe, kann man das eigentlich nur noch als hate watching bezeichnen. Einer der coolsten Typen unter den Autorenfilmern, Jim Jarmusch, hat mit The Dead Don’t Die trotzdem einen Zombiefilm gedreht – wobei man das Genre hier in Anführungszeichen setzen sollte. Es ist ein typischer Jarmusch geworden – eigen, ironisch und leider ziemlich spannungsarm.
Ein Haus auf dem Land/Eine Wohnung in der Stadt von Jan Brandt
Die Frage, wie wir Leben wollen, ist unausweichlich mit dem Ort dieses Lebens verwoben. In zunehmendem Maße ist dieser Ort die Stadt. Während dort die Mietspiegel stetig steigen und man sich fragt, wer sich das alles überhaupt noch leisten kann, haben Dörfer fernab der Speckgürtel mit Überalterung und dem Fehlen der Annehmlichkeiten moderner Lebenswelten zu kämpfen – jeder, der in Brandenburg mobil ins Internet will, weiß, was ich meine. Jan Brandt hat mit Ein Haus auf dem Land/Eine Wohnung in der Stadt zwei Bücher in einem geschrieben – einmal erzählt er von seinem Leben in Berlin und einmal von seiner ostfriesischen Herkunft und dem Kampf um den Erhalt des Hauses seines Urgroßvaters.
Verdrehte Köpfe: Trennungen, Verbrennungen von Helmut Krausser
Zwischen Wannsee und Plattenbau hat Helmut Krausser mit Trennungen, Verbrennungen ein äußerst amüsantes Kaleidoskop des Berliner Lebens geschrieben. Menschen begegnen und verlieren, belügen und betrügen sich. Und während sie durch scheiternde Beziehungen stolpern, verirren sie sich auch in einer verunsicherten Gesellschaft, in der tradierte Normen zunehmend aufweichen,- ohne, dass man ihnen vollends entkommen kann.