Andrew Sean Greers 2017 erschienener Roman Less (Deutsch Mister Weniger) gewann den Pulitzer Prize. Ein urkomischer, aber auch weiser Roman über das Leben eines halb-bekannten Schriftstellers, der seinem 50. Geburtstag, der Ablehnung seines neuen Romans sowie der vermeintlichen Hochzeit seines Lovers mit einer Weltreise entfliehen will. Es ist also nicht verwunderlich, dass Greer dem durchweg sympathischen Protagonisten seines größten Erfolges eine zweite Reise gönnt. In Less Is Lost geht es einmal quer durch die USA.
Wieder ist es das Schicksal, das Arthur Less auf Reisen schickt: Robert Brownburn, die erste Liebe seines Lebens, ist gestorben. In dessen kleinem Häuschen in San Francisco lebt er mit Freddy, dem Erzähler des ersten wie auch dieses Romans. Das Problem: Die Beiden haben die letzten zehn Jahre keine Miete gezahlt. Nun möchten die Nachlassverwalter die nicht gezahlte Miete gern binnen eines Monats haben. Arthur Less ist aber immer noch kein Bestseller Autor – seine Bücher werden nach wie vor unter gay fiction einsortiert. Also stellt er sich eine kleine Tour durch den Südwesten und die Atlantikküste zusammen, die ihn von einem Interview mit einem exzentrischen Science Fiction-Autor über eine Theater-Tour durch das weniger hippe Amerika führt und ihm hoffentlich genug Geld einbringt, um nicht obdachlos zu werden. Freddy, der diese Odyssee voller Verwechslungen und Missgeschicke in liebevoll-schnippischer Weise erzählt, ist derweil in Maine, um an einer Konferenz teilzunehmen. Ist am Ende noch die Beziehung der zwei Männer in Gefahr?
Less Is Lost bringt viele Charaktere sowie den mit Insidern und Running Gags gespickten Stil des Erstlings zurück (z.B. fragen Leute Arthur, ob er Niederländer ist, wenn sie eigentlich wissen wollen, ob er schwul ist). Sowohl Arthur Less als auch Freddy sind sympathische Figuren und doch liest sich Less Is Lost weniger flott. Less war ein urkomisches und doch tiefgründiges Buch über eine Midlife Krise mit einem satirischen Blick auf den Literaturbetrieb. Auch dieser bekommt in Less Is Lost den einen oder anderen Seitenhieb und natürlich tollpatscht sich Arthur in einige Missgeschicke. Aber die Fallhöhe scheint in diesem Roman nicht ganz so hoch, die Erzählstimme wirkt nicht mehr ganz so frisch und die besten Gags über den liebenswerten Protagonisten wurden offenbar schon im ersten Teil erzählt.
Dass Less Is Lost das hohe Niveau von Less nicht hält, macht ihn nicht zu einem schlechten Text. Er ist nur etwas fader und weiß dennoch zu unterhalten.
*
Less Is Lost ist bei Little, Brown erschienen. Der Text erscheint Ende Mai unter dem Titel Happy End auf Deutsch bei Fischer.
Dieser Blog ist frei von Werbung und Trackern. Wenn dir das und der Inhalt gefallen, kannst du mir hier gern einen Kaffee spendieren: Kaffee ausgeben.