Man kennt es ja eher von Hip Hop Alben, dass dort der Hinweis “Parental Advisory Explicit Content” steht. Dieser ziert auch den Band Johnny Would You Love Me If My Dick Were Bigger von Brontez Purnell – völlig zurecht. Nach einer erstmaligem Bekanntschaft mit dem Amerikaner durch dessen aktuellen und sehr zu empfehlenden Erzählband 100 Boyfriends wollte ich nochmals von dieser verbotenen Frucht kosten. Johnny Would You Love Me If My Dick Were Bigger aus dem Jahre 2017 schlägt unverkennbar in dieselbe Kerbe, ist aber nicht ganz so gut, wie das spätere Werk.
Dass Johnny Would You Love Me If My Dick Were Bigger in meiner Leseerfahrung nicht ganz so überzeugt, wie 100 Boyfriends mag durchaus an einer Art Desensibilisierung liegen. Zur Erinnerung: Das wilde Treiben in San Francisco bietet hier die Schauwerte, serviert in einem oft brüllend komischen, ironischen Plauderton. Die Stärke von 100 Boyfriends war jedoch, dass hier nicht nur die Eskapaden der Erzähler für Unterhaltung sorgten, sondern auch nachdenkliche Momente das Tempo variieren.
Johnny Would You Love Me If My Dick Were Bigger ist weniger ein Erzählband als eine Sammlung autofiktionaler Texte, die mal skizzenhaft, mal ausgearbeitet, zwischen Essay und Story schwingen. Man hat es in diesem Sammelsurium kurzer, selten mehr als zehn Seiten umfassenden Texte unverkennbar mit einer Stimme zu tun und da sich die biografischen Eckpunkte dieser sehr mit denen des Autors gleichen, kann man davon ausgehen, dass Purnell hier spricht. Ob er diese wilden Eskapaden, die hier geschildert werden, tatsächlich selbst erlebt hat, spielt bei der Bewertung dieser Sammlung natürlich keine Rolle.
Erlebt wird ziemlich viel: Sex mit Junkies, von größeren Konkurrenten ausgestochen werden, Therapie, HIV, Mitternachtsschichten als Kellner, Tourtagebücher, Erlebnisse an der Schreibschule und Affären, Affären, Affären… Es ist ein bunter Reigen Teils krasser Erfahrungen, serviert in einem süffisant selbst-ironischen Stil, der nicht anders kann, als zu unterhalten. Viel hängen bleibt von den einzelnen Texten dann aber irgendwie nicht – dafür rauschen sie oft zu schnell durch. Dennoch: Brontez Purnell zu lesen ist immer eine Achterbahnfahrt – aber das erste Mal wird alle Wiederholungen immer überstrahlen.
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