• Kritik,  Allgemein,  Dresden

    Medea muckt auf. Radikale Künstlerinnen hinter dem Eisernen Vorhang

    Angela Hampel Penthesilea Medea muckt aufMedea, Penthesilea, Kassandra: Ob Zauberin, Amazonenkriegerin oder Weissagerin, diese Frauenfiguren der antiken Mythologie stehen in Literatur, Musik und bildender Kunst für starke Frauen, die mit patriarchalen Strukturen brechen. In der Kunsthalle im Lipsiusbau zeigt die Ausstellung Medea muckt auf noch bis zum 31. März Werke von Künstlerinnen aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, die sich in Anlehnung an diese tragischen Heldinnen geläufigen Rollenvorstellungen sowie institutionell akzeptierten Ausdrucksweisen widersetzten.

  • Kritik,  Allgemein,  Literatur

    Ungeheuer immersiv: Mein loser Faden von Dennis Cooper

    vIch erinnere mich gut an das erste Mal, als ich My loose Threat von Dennis Cooper las: Eigentlich wollte ich zu jener Zeit in der Bibliothek an meiner Dissertation arbeiten und nur mal kurz in dem Roman blättern. Doch sein unheimlicher Zauber wirkt schon auf den ersten Seiten, an weglegen nicht zu denken. Der Wiener Luftschacht Verlag hat den ursprünglich 2002 erschienen Text nun erstmalig in deutscher Übersetzung unter dem Titel Mein loser Faden verlegt. Von seiner Sogwirkung hat er nichts verloren.

  • Kritik,  Allgemein,  Musik

    Fieberträume: Furnace of Guts von Shackleton

    shackleton furnace of guts reviewEs gibt für mich mindestens zwei Arten von Musik: Die, die man beiläufig als angenehmes Hintergrundgeräusch hört und jene, die zum Reisen einlädt. Die Musik des britischen Produzenten Shackleton zählt definitiv zu letzterer: Mit einem unverwechselbarem Sounddesign erschafft er Klanglabyrinthe, in denen man sich wunderbar verlieren kann. Mit Furnace of Guts legt er die stärkste und zugänglichste Musik in Jahren vor. 

  • Dresden,  Allgemein,  Kritik

    Ostdeutsche Malerei und Skulptur 1949–1990 im Albertinum

    Ostdeutsche Malerei und Skulptur 1949–1990 im AlbertinumBilderrausch: Im Rahmen der Reihe “Focus Albertinum” haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ihr Archiv geöffnet und eine Sonderausstellung rund um Malereien und Skulpturen der DDR zusammengestellt. Es ist eine ungeahnt vielseitige Präsentation aus kaum bekannten Werken von größtenteils weniger geläufigen Künstlern, die überrascht und begeistert. Ein Glücksfall. Und lange überfällig.

  • Kritik,  Allgemein,  Literatur

    Schlangen, überall: Florida von Lauren Groff

    lauren groff florida rezensionFlorida, Amerikas Sunshine State, ist ein prähistorischer Sumpf voll bissiger Amphibien, der im Prozess ist, trocken gelegt und domestiziert zu werden. Also ein perfektes Setting für eine unbestimmte Angst, die sich unterschwellig durch viele der elf Geschichten in Florida, dem zweiten Erzählband der in Gainesville lebenden Autorin Lauren Groff, schlängelt wie die zahllosen Kriechtiere, die diese hervorragenden Erzählungen bevölkern.

  • Kritik,  Allgemein,  Literatur

    Partikelgestöber: Am Bahndamm von Pierre Chiquet

    Am Bahndamm von Pierre ChiquetDie Unmöglichkeit, sich selbst zu kennen: Ein etwa fünfzigjähriger Mann wird eines Abends von Unbekannten niedergeschlagen und findet sich sprach- und bewegungslos in einem Krankenhausbett wieder. Die Ärzte bescheinigen ihm: Alles ist in Ordnung. Physische Probleme sind es also nicht, die ihn in Schockstarre haben fallen lassen. Es ist eine Erinnerung an die Jugend, die der Überfall in ihm aufbricht und eine Identitätskrise auslöst: Eine große Verunsicherung ergreift Paul: “Ich wurde nicht, was ich hätte sein können” (50).

  • Kritik,  Allgemein,  Dresden

    „Das schönste Pastell, das man je gesehen hat.“ Das Schokoladenmädchen im Zwinger

    schokoladenmädchen detail skd„Das schönste Pastell, das man je gesehen hat“ – so warb man zur Zeit seiner Entstehung wie auch heute noch für Jean-Étienne Liotards Schokoladenmädchen – sicher nach Raffaels Sixtinischer Madonna eines der bekanntesten Gemälde im Bestand der Alten Meister. Aktuell haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden dem um 1744 in Wien entstandenen Werk eine ganze Sonderausstellung im Zwinger gewidmet.

  • Kritik,  Allgemein,  Musik

    Vom Ende bis zum Anfang von map.ache

    map.ache vom ende bis zum anfang reviewEin Baby schmiegt sich an den Rücken seines Vaters. Ein Bild der Geborgenheit, festgehalten als Schwarzweißfotografie, über die grüne Sprinkler wie die Oxidationsflecken einer inzwischen rostigen Schaukel wuchern. Das Cover von map.aches neuem Album zeigt es an: In Vom Ende bis zum Anfang bringt er in atmosphärischen Elektronika und gediegenem House die Erinnerung an die Kindheit nostalgisch zum Klingen. Es ist ein angenehmer, heller Sound, der von eingestreuten Dissonanzen spannend gehalten wird.

  • Kritik,  Allgemein,  Film

    Berauschtes Racheepos: Mandy

    mandy filmNicolas Cage ist einer der Schauspieler, die für mich als echtes Kassengift gelten: Kann ich mir nicht anschauen, dieses stets von irrem Blick begleitete overacting. Nun aber: Mandy, ein Horrorfilm im frühe 80er-Look, der schon jetzt als neuer Kultfilm gefeiert wird und mit fast perfektem Rating bei Rotten Tomatoes glänzt. Der Hype ist nicht ungerechtfertigt: Mandy ist Bild gewordener Stoner Rock/Doom Metal, eine deliröse, bildgewaltige Rachefantasie wie geschaffen für die große Leinwand.