Seit gut einem Jahrzehnt ist der Palais.Sommer die Ausgehkonstante für laue Abende im Juli und August. Auf der Picknickdecke vor herrlicher Elbkulisse konnte man sich es mit einem kühlen Getränk bei Musik, Literatur und Film herrlich bequem machen. Im Frühjahr dieses Jahres dann helle Aufregung: Die Veranstaltungsfläche vor dem Japanischen Palais war neu ausgeschrieben worden und ein Anderer hatte sich das Grundstück mit erstaunlich ähnlichem Konzept gesichert. Nun gibt es den Palais.Sommer also ohne Palais, dafür an gleich drei neuen Standorten.
Am Sonntag ein erster Besuch an einer der neuen Wirkungsstätten zum Konzertabend: Neben dem ehemaligen und leider weiter vor sich hin dämmerndem Gelände der Ostrale steht der kronenförmige Ostra-Dome, neben dem sich eine erstaunlich saftig-grüne Wiese mit Open Air Bühne findet. Die Liegefläche ist um einiges kleiner als jene am Japanischen Palais, dafür wirkt alles etwas entzerrt: Gastronomie und Toiletten haben mehr Platz. Den hat man auch trotz weniger Wiesenfläche auch vor der Bühne, denn zumindest an diesem Abend haben nicht allzu viele Leute den Weg bis ins Messegelände gefunden – viel mehr als Hundert werden es trotz des ansprechenden Programms aus zwei Live Acts mit anschließendem Kinoprogramm nicht gewesen sein. Liegt es an der neuen Lage, dem Finale der Frauen Fußball EM oder dem Konkurrenzprogramm an der alten Wirkungsstätte? Oder kannibalisiert sich der Palais.Sommer selbst – zur selben Zeit fand schließlich ebenfalls ein Konzert an der neuen Spielstätte am Neumarkt statt. Hier, so viel wird nicht überraschen, hat man sicherlich die beeindruckendere Kulisse (aber eben Kopfsteinpflaster anstelle einer Liegewiese).
Optisch wirkt das neue Areal am Ostra-Dome aufgeräumt, professioneller. Wenngleich der gezackte Ostra-Dome nicht ohne Reiz ist, steht hinter der Bühne eben kein Palais, sondern Brachland. Man muss sich also noch ein wenig eingewöhnen, wenngleich die Toilettensituation schon jetzt als große Verbesserung verbucht werden kann.
So weit zum Drumherum, kommen wir zum Anlass – den Konzerten. Den Auftakt mache Tiflis Transit, ein junger Mann am Keyboard, der vor NOUK gut zwanzig Minuten mit inbrünstigen Gesang in den Abend einstimmte. Beim ersten Song “Doze” schimmern mir Assoziationen an James Blake und SOHN durch die Gehörgänge. Das Keyboard war schön schummrig eingestellt, mehr Soul und R’n’B als Pop und Elektro. Der Gesang dazu leidenschaftlich, das Geplänkel zwischen den Songs launig nonchalant. Es war ein sympathischer Auftritt, der gern noch etwas länger hätte dauern können.
Zwischen den Acts fällt auf, dass sich der Palais.Sommer seinen Hang zu putzig-unbeholfenen Zwischenmoderationen auch am neue Standort bewahrt hat. Dann betritt NOUK, eine 5-köpfige Band aus Dresden in etwas kulthaften wirkenden Outfits (weiße Leinen), die Bühne. Das Quintett strahlte eine sommerlich unbeschwerte Leichtigkeit aus, baut aus Streichern, Gitarre, Synthesizer und Drums einen schön dahinfließenden, atmosphärischen Sound, der vor allem in der ersten Hälfte des knapp einstündigen Konzerts zu hypnotisieren wusste. Vor allem das Zusammenspiel aus mal gezupften, mal gestrichenen Streichern und der Gitarre sowie den Gesangsharmonien umwehte die Gehörgänge auf unaufdringliche und doch einnehmende Weise. Der insgesamt sehr analoge Sound sowie die Kombination aus männlicher und weibliche Gesangsstimme ließ mich an die Bowerbirds und insgesamt amerikanischen Folk neuerer Prägung denken. Das Schlagzeug hielt sich dezent im Hintergrund, war hölzern klackernd teilweise kaum auszumachen – vielleicht lag es am Sound. Hier und da etwas mehr Bumms würde dem insgesamt sehr schön texturierten Sound der Band sicherlich gut stehen – so verlor sich die magisch-hypnotisierende Wirkung der ersten Konzerthäfte zum Ende hin etwas.
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Der Palais.Sommer bringt noch bis zum 14, August Konzerte, Tanz, Literatur, Film und Yoga an den Ostra-Dome, Neumarkt und Alaunpark.
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