• Allgemein,  Kritik,  Musik

    Nordic Noir: They Found My Body In A Bag von Bror Gunnar Jansson

    They Found My Body In The BagDer Schwede Bror Gunnar Jansson ist für mich die musikalische Entdeckung des Jahres. Sein beeindruckender Auftritt war für mich das Highlight des Palais Sommers 2019. Mit They Found My Body In A Bag legt er nun sein viertes Album vor, das die Energie seiner Performance auf der Palais Bühne bestens in Erinnerung ruft. Es gibt rumpelnden Blues und schroffen Stoner Rock mit pechschwarzen Texten. Ein Album für kürzer werdende Tage und dunkle Stunden.

  • Allgemein,  Kritik,  Musik

    Froh zu sein bedarf es wenig: Music for XXX von Dwig

    Music for XXX von DwigDer Produzent Dwig eröffnet sein neues Album Music for XXX mit einem als Kanon gesungenen Volkslied: “Froh zu sein bedarf es wenig / und wer froh ist / ist ein König.” Königliche Glücksmomente, mit wenigen Mitteln angerührt in der Produzentenküche: Irgendwo zwischen Downtempo, Deep House und Ambient perlen die neun Stücke des Albums aus den Boxen. Dass Dwig das Glück dieser Welt weniger in materiellen Dingen als in den Armen einer geliebten Person verortet, zeigen nicht nur die geschmeidigen Töne, die er kredenzt, auch der Albumtitel sowie die Bildsprache des Vinyl-Doppelalbums deuten es an: So zieren die einzelnen Platten eine venezianische Gondel, Blüten und Bienen.

  • Allgemein,  Kritik,  Musik

    Unsicherheit ist das Leben: Violet Street von Local Natives

    Violet Street von Local NativesAls ich die Band Local Natives zum ersten Mal hörte, saß ich in der Bibliothek über meiner Magisterarbeit. Das Debüt Gorilla Manor lebte vom großäugigen Sturm und Drang der Jugend und dem dreiteiligen Falsetto-Gesang, der die Band bis heute auszeichnet. Ich schrieb damals über postmoderne Adoleszenzromane, Gorilla Manor, das ich seitdem eigentlich nicht mehr hören kann, war unter anderen mein Soundtrack, der mich durch schreibende Stunden begleitete. Die Adoleszenz ist heute vorbei – auch für Local Natives. Man ist im Leben angekommen, Mitte 30. Doch ist man jemals wirklich da? Das vierte Album der Band, Violet Street, erzählt in elf eingängigen Popsongs davon, dass man auch nach den vermeintlichen Meilensteinen des Lebens ein Reisender bleibt.

  • Allgemein,  Kritik,  Musik

    Sounds eines alten Selbst: Forgotten World 1 & 2 von Golden Baby

    Forgotten World Golden BabyVon Prince of Denmark zu Golden Baby: Nachdem der Künstler, der als Traumprinz und Prince of Denmark zu einer Underground-Sensation geworden war, seine bekanntesten Pseudonyme zu Grabe trug, feierte er ohne sein altes Label und unter den Namen DJ Healer und Prime Minister of Doom Ostern 2018 eine grandiose Wiederauferstehung: Ausverkauft binnen weniger Tage und von Resident Advisor zur Musik des Jahres gekürt, scheint der Hype ungebrochen. Auch die zwei EPs Forgotten World 1 & 2 unter dem neuen Pseudonym Golden Baby waren binnen weniger Tage vergriffen.

  • Allgemein,  Kritik,  Musik

    Neue Töne: New Atlantis von Efdemin

    New Atlantis EfdeminDer Berliner Produzent und Berghain-DJ Efdemin ist für seinen feinfühligen, aber tanzbaren Techno bekannt, der nichts von der austeren Funktionalität einiger seiner Kollegen hat. Mit New Atlantis arbeitet er eine 400 Jahre alte Utopie von Francis Bacon musikalisch auf und lässt für Techno eher ungewöhnliche Klangquellen einfließen. Ein ambitioniertes Projekt, das selten verkopft und oft sehr hypnotisch klingt.

  • Allgemein,  Kritik,  Musik

    Melodien fürs Ende der Welt: World on Sticks von Sam Phillips

    Sam Phillips World On SticksEs muss etwas seltsam sein, wenn ein paar gesungene “la la las” die berühmtesten Zeilen sind, die man je sang. Sam Phillips wurde einer breiteren Öffentlichkeit durch ihre Beiträge für die Erfolgsserie Gilmore Girls bekannt. Tatsächlich ist sie eine der originellsten Songwriterinnen Amerikas, aus deren Songs ich endlos zitieren könnte. Seit Ende der 1980er Jahre veröffentlicht sie beinah makellose Alben, eine Serie, die auch mit dem zehnten Longplayer World on Sticks nicht reißt.

  • Allgemein,  Kritik,  Musik

    Fieberträume: Furnace of Guts von Shackleton

    shackleton furnace of guts reviewEs gibt für mich mindestens zwei Arten von Musik: Die, die man beiläufig als angenehmes Hintergrundgeräusch hört und jene, die zum Reisen einlädt. Die Musik des britischen Produzenten Shackleton zählt definitiv zu letzterer: Mit einem unverwechselbarem Sounddesign erschafft er Klanglabyrinthe, in denen man sich wunderbar verlieren kann. Mit Furnace of Guts legt er die stärkste und zugänglichste Musik in Jahren vor. 

  • Allgemein,  Kritik,  Musik

    Vom Ende bis zum Anfang von map.ache

    map.ache vom ende bis zum anfang reviewEin Baby schmiegt sich an den Rücken seines Vaters. Ein Bild der Geborgenheit, festgehalten als Schwarzweißfotografie, über die grüne Sprinkler wie die Oxidationsflecken einer inzwischen rostigen Schaukel wuchern. Das Cover von map.aches neuem Album zeigt es an: In Vom Ende bis zum Anfang bringt er in atmosphärischen Elektronika und gediegenem House die Erinnerung an die Kindheit nostalgisch zum Klingen. Es ist ein angenehmer, heller Sound, der von eingestreuten Dissonanzen spannend gehalten wird.

  • Allgemein,  Kritik,  Musik

    Die vibrierende Seele der Welt: Anima Mundi von Vril

    Anima Mundi VrilAnima mundi ist lateinisch und bedeutet “Weltseele”. Dahinter verbirgt sich ein naturphilosophisches Konzept, nach dem der Mensch analog dem Universum in seiner Gesamtheit strukturiert ist. Das Kleine spiegelt sich im Großen, die Natur erscheint als ein Organismus, ergriffen von einer “alles bewegenden Seele”. Und diese bringt der Hannoveraner Produzent und DJ Vril in seinem vierten Album (eins davon unter dem Pseudonym Zum Goldenen Schwarm) wabernd zum Klingen.

  • Allgemein,  Kritik,  Musik

    Absolut angenehme Schwingungen: Heat von Shinichi Atobe

    Shinichi Atobe CoverNachdem das Produzenten-Duo Demdike Stare den öffentlichkeitsscheuen Japaner Shinichi Atobe 2014 dreizehn Jahre nach seiner ersten und bis dahin einzigen Veröffentlichung zu einer Renaissance verhalfen, gibt es jedes Jahr etwas Neues zu hören. Er scheint aus einem reichhaltigen Fundus an Ideen zu schöpfen. Heat erscheint ein Jahr nach From the Heart, It’s a Start, a Work of Art und ist das von Start bis Ende rundeste und durchweg tanzbarste Album seiner schon jetzt eindrucksvollen Diskografie.