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Die Zukunft der Vergangenheit: The Last Animal von Ramona Ausubel

The Last AnimalWir leben im Zeitalter des Artensterbens, erinnert uns The Last Animal von Ramona Ausubel
im ersten Satz. Der Roman ist eine Familien-Odyssee, die die Wissenschaftlerin Jane und ihre zwei Töchter im Teenager-Alter rund um den Globus führt. Im Rückspiegel: Der Tod des Familienvaters. In der Glaskugel: Die Wiederauferstehung des Mammuts. Es ist ein amüsanter, zeitweise absurder, aber auch gefühlvoller Text über Verlust, Zusammenhalt und die Zukunft.

Vera und Eve, Janes Töchter, wünschen sich manchmal nichts sehnlicher, als ein stinknormales amerikanisches Teenagerleben. Zur Schule gehen, Jungs anhimmeln, Ärger bekommen. Ein vorhersagbares Leben aber ist ihnen nicht vergönnt. The Last Animal beginnt mit einer Reise nach Sibirien und wird sie noch nach Island und Italien führen. Denn Jane ist Wissenschaftlerin, die sich einst, im zarten Alter von 22 Jahren, in ihren Professor verliebte. Dieser beschäftigte sich mit Ötzi dem Eismenschen, Jane heiratete ihn, bekam Kinder, was ihre Karriere enorm verlangsamte, bis der Mann bei einem Autounfall starb. Nun ist Jane als Assistentin in der Genforschung tätig. Ihr Professor ist an einem Projekt beteiligt, bei dem es um die wiedereinführung des Mammuts in Sibirien geht: Die mächtigen Elefanten fehlen heute in dieser Region, um den Permafrost festzutreten. Die Wiederauferstehung des Mammuts soll also dem Klimaschutz dienen. Ein ausgestorbenes Tier ohne Gegenwart, mit dem man große Hoffnungen auf die Zukunft verbindet?

Das Vergangene, die schwierige Gegenwart und wie es damit in die Zukunft geht, sind die Themen, die immer wieder durch The Last Animal schimmern. Auch geht es um familiären Zusammenhalt, Mütter und Töchter, Schwestern und Frauen in der Wissenschaft. Denn Jane wird von ihren männlichen Kollegen nicht so richtig ernst genommen – auch weil sie Kinder hat und diese sogar mit zu den Expeditionen schleppt. Es sind aber eben diese zwei Kinder, die in Sibirien ein vollständig erhaltenes, tiefgefrorenes Mammut-Kalb finden. Pluspunkte bringt ihr das freilich nicht.

Es ist natürlich nicht dieses eingefrorene Fundstück, das man wiederbeleben will: Die Mammuts sollen nicht als Klone verstorbener, im Permafrost (noch) eingeschlossene Exemplare zurückkommen. Es geht um die Erforschung der echten Mammuts, deren Eigenschaften dann in die DNA asiatischer Elefanten über die Genschere eingefügt werden sollen. An den Permafrost angepasste, mammutähnliche Elefanten sind das Ziel. Und als das Dreigespann bei einem Event die exzentrische Helen trifft, die über einen Privatzoo mit Elefanten verfügt, pfeift Jane auf die Vorschriften, klaut ein modifiziertes Embryo und bringt es nach Italien…

The Last Animal ist aus der dritten Perspektive erzählt. Während man auf den ersten Seiten vermuten könnte, dass es vornehmlich um Jane geht, sind die beiden Schwestern aber Dreh- und Angelpunkt der Erzählung. Ein Jahr ist seit dem Tod des Vaters vergangen, ein echtes Zuhause haben sie nicht, weil sie mit ihrer Mutter um die Welt reisen müssen. Es gibt Spannungen zwischen Töchtern und Mutter: Sie werden erwachsen ohne echten Anker. Die Mutter verliert sich in einem grenzwertigen Experiment, der Tod des Vaters ist nicht verarbeitet, ein richtiges Zuhause mit Freunden haben sie nicht. Es ist dieser Konflikt, der im Herzen des Romans schlägt und der durch die Handlung pulsiert: Wie viel von der Vergangenheit können wir mit in die Zukunft nehmen? Wie ist das Verhältnis zwischen den Generationen, vor allem mit Blick auf eine aus dem Gleichgewicht geratenen Erde, deren Artenvielfalt täglich abnimmt – ebenso wie das Gletschereis, das Stück für Stück die Vergangenheit offenlegt?

The Last Animal ist ein mitreißend erzählter, von warmherzigem Humor beseelter Roman mit einem wunderbar elegischen Ende. Zwischenzeitlich droht Ausubel zwar den Bogen der Teenie-Rebellion zu überspannen – aber die lebhafte Figurenzeichnung erdet selbst die schrulligsten Momente.

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The Last Animal von Ramona Ausubel ist bei Riverhead Books erschienen. Eine deutsche Übersetzung liegt noch nicht vor.

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