Allgemein,  Kritik,  Musik

November Rain: Borders Of The Sun von Sa Pa

Borders Of The SunEin Sounddesign mit hohem Wiedererkennungswert ist schon mal die halbe Miete. Der Produzent Sa Pa ist unverwechselbar: Ein verrauschtes, knisterndes, basslastiges Klanggebräu aus Field Recordings, deren Ursprung kaum herauszuhören ist, ist allen Veröffentlichungen zueigen. Verwechslungsgefahr besteht höchsten zu eigenen Werken: Die neueste EP Borders of the Sun bringt zusammen, was man so ähnlich schon auf seinen ersten beiden LPs gehört hat.

Ein Knistern und Bass, der wie Wellen über den Hörer wäscht, öffnet Borders of the Sun. Klacken hier, Plätschern dort, manches klingt, als wäre es beim Vorbeigehen an einer Großküche abgefangen. Ein Sammelsurium an Geräuschen knistert sich schwummrig um die widerhallende Bassline. “Nonsense” hätte sich mit seiner wunderlichen, irgendwie urbanen und doch verwunschenen Atmosphäre perfekt in das nach wie vor hervorragende Debüt Fūbutsushi gefügt.

Und das, wo Sa Pas erst letztes Jahr veröffentlichte EP Vessel  sich zaghaft verrauscht in Richtung Club bewegte. Die Vermutung liegt nahe, das Borders of the Sun, – eigentlich schon 2020 angekündigt -, Produktionen älteren Datum enthält und nur aufgrund allgemeiner, krisenbedingter Lieferengpässe erst jetzt erscheint.

Auf “Nonsense” folgt “Lovember”: Ein leicht angesäuselter Bass dreht endlos seine Runden eingebettet in sphärische, etwas gespenstische Pads und Vogelgezwitscher. Klingt so ein Pärchenspaziergang an einem nebligen Novembermorgen?

Malen in Graustufen: In “Face West” klingt der Bass ausgewaschen, irgendwo im Nebel scheinen Geister zu tanzen, man rettet sich unter das Vordach: Es scheint zu plätschern. Kann ein Song nass klingen? Bei Sa Pa schon. In “Calm & Stormy” kündigt sich dann grummelnd ein Unwetter an, zieht aber vorüber und man verharrt dem fernen Donner lauschend.

“Buyan” schließt Borders Of The Sun mit einer gemächlichen, aber das Mark schubsenden Bassdrum und lässt den Hörer fragen, was denn eigentlich mit der Sonne ist, die im Titel angezeigt ist. Es ist eine EP passend zur Jahreszeit: Neblig, nasskalt, gemacht fürs Zuhausebleiben, ein Blick aufs graue Treiben durch das Fenster des Wohnzimmers. Wäre Borders Of The Sun Sa Pas Debüt, dann würde man staunen über diese ganz eigene Art, Dub Techno zu denken. So liefern die 5 Tracks (6, wenn man den Locked Groove am Ende der A-Seite zählt) das, was man inzwischen von ihm erwartet. Nichtsdestotrotz ist Borders Of The Sun eine gute Addition in jeder experimentierfreudigen Plattensammlung, wenngleich ich einen weiteren Schritt in die Richtung, in die Vessel zeigte, aufregender gefunden hätte.

*

Borders of the Sun ist via Bandcamp erhältlich. 

Dieser Blog ist frei von Werbung und Trackern. Wenn dir das und der Inhalt gefallen, kannst du mir hier gern einen Kaffee spendieren: Kaffee ausgeben.