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Rauschen im Club: Vessel von Sa-Pa

Vessel von Sa-PaGeheimnisvoll, entrückt, knisternd, eigen: Die Musik des Produzenten Sa-Pa ist unverwechselbar und brodelt im Spannungsfeld zwischen sperrig und faszinierend. Man erinnert sich eher an eine Atmosphäre denn an einen Rhythmus oder eine Melodie, nachdem man einen Track von ihm gehört hat. Seine LPs gleichen Soundtracks für Blade Runner-esque Filme, die nie gedreht wurden. Die neue EP Vessel bleibt seinem verrauschten Dub-Techno-Sound treu, ist im Gegensatz zu den vorherigen Veröffentlichungen aber mächtiger im Sound und bei minimaler Beleuchtung fast schon tanzbar.

Die vier Tracks auf Vessel sind zwischen sechs und acht Minuten lang und malen in Graustufen. Der Sound ist undurchdringlich dick, klingt dennoch wie hinter Wänden: Es ist als steht man vor dem Club an einem besonders nebligen Novembertag. Der erste Track passt im Titel ganz gut zu diesem Bild: “Wet Weather Way” fußt auf einer unbeirrbar rollenden Bassline, auf die eine vergleichsweise hell-rhythmische Soundspur gelegt wird, deren Ursprung nicht zu identifizieren ist – es könnte auch der in eine Bierflasche pfeifende Wind sein. Irgendwo im Hintergrund knarzt ein sich stetig wiederholendes mechanisches Geräusch, das zusammen mit dem statischen Knistern, in das dieser wie die anderen Tracks getaucht ist, das Bild grau färbt. Mit einem klareren Sound hätten wir es hier mit einem astreinen Dub Techno für den Tresor zu tun. So bleibt es – und das ist natürlich etwas Gutes – unverkennbar Sa-Pa, nur eben etwas gradliniger als sonst. Und das ist eine Wohltat nachdem In A Landscape nicht die Halbwertszeit des nach wie vor hervorragenden Debüts 風物詩 hatte.

Vor allem die B-Seite von Vessel nimmt den gelungenen Einstieg auf. Bei “States Of Mind: The Farewells” wird auf einem dumpf klopfendem Bass das allgegenwärtige Rauschen rhythmisiert wie Wellen, die über den Hörer waschen. Das vorhergehende “Cultural North” wirkt vergleichsweise klar im Sound und gibt sich mit raschelnden und hissenden Hi-Hats auf unterschwellig brodelndem Bass beinah verspielt. Lediglich “New Music New Dance” trübt das Bild dieser sonst fantastischen EP: Hier liegt der Fokus rein auf Atmosphäre, Field Recordings werden ineinander gewürfelt, etwas nervös blubbert der Bass, die Elemente wollen einfach nicht ineinander klicken. “New Music New Dance” ist zwar typisch Sa-Pa, wirkt aber auf Vessel fehl am Platz und hätte sich als Albumtrack auf In A Landscape wahrscheinlich harmonischer eingefügt.

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Vessel ist bei Rosa erschienen.

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