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Vom Ende bis zum Anfang von map.ache

map.ache vom ende bis zum anfang reviewEin Baby schmiegt sich an den Rücken seines Vaters. Ein Bild der Geborgenheit, festgehalten als Schwarzweißfotografie, über die grüne Sprinkler wie die Oxidationsflecken einer inzwischen rostigen Schaukel wuchern. Das Cover von map.aches neuem Album zeigt es an: In Vom Ende bis zum Anfang bringt er in atmosphärischen Elektronika und gediegenem House die Erinnerung an die Kindheit nostalgisch zum Klingen. Es ist ein angenehmer, heller Sound, der von eingestreuten Dissonanzen spannend gehalten wird.

“Seis” eröffnet das Album mit hibbelig flackernden Synthis wie Wasserspritzer aus einem Gartenstprenkler an einem warmen Sommertag und sich zurückhaltenden Drums. Langsam läuft ein anschwelenden Basslauf ein und wird mit sirenenhaften Vocalsamples und dezenten Streichern ergänzt. Ein verspielter, dynamischer Einstieg in ein Album, das sich durch einen warmen, einladenden Sound auszeichnet, der aber nicht ohne dissonante Momente ist, wie beispielsweise das folgende “Dream/Awake”, in dessen Mittelpunkt eine verstimmt dröhnende Orgel erklingt.

Später sorgt “You Need the Devil” mit einem etwas unruhigeren Beat und die Melodie tragenden, dunklen Klavierakkorden für einen Bruch mit dem insgesamt freundlichen Sound des Albums. Ein Seufzen taucht hin und wieder aus dem Song auf-, vielleicht ist es die Wehmut darüber, dass die unschuldige Idylle, die das Album und sein Cover evoziert, durch Erfahrung auch verloren geht.

Die stärksten und auch tanzbarsten Momente finden sich auf Vom Ende bis zum Anfang im Mittelteil. Die schöne House Nummer “Friden” verzaubert mit schwummrig schimmernden Keys und einem kräftigen, warmen Basslauf. Den vorläufigen Klimax erreicht das Album mit “Homerun”, einer ekstatischen Groove Bombe mit Disco-Diva-Sample.

Mit “Brithday 2.0” verlässt map.ache die Tanzfläche wieder. Der Track wird von funkelnden Synthies dominiert, unter denen gemächlich ein Bass brummt, während zum Ende hin immer stärker Flöten den Song angenehm mit ihrem erdig warmen Klang verdichten; “Brithday 2.0” ist ein Ton gewordener Happy Place, der mit Vogelgezwitscher und dem Herzschlag eines Ungeborenen ausklingt.

“CopyLove” fußt wiederum auf einem boomenden Breakbeat, über das ein geloopes Vocal Sample gelegt wird. Durch melancholische, flächige Synthesizer weckt der Song zwischenzeitlich durchaus Erinnerungen an den ehemaligen Labelkollegen Traumprinz und Produktionen wie “There Will Be Xtacy”. Wie man es von Giegling-Veröffentlichungen gewohnt ist, durchweht die Musik auf Vom Ende bis zum Anfang eine spielerische Emotionalität: durchaus tanzbar, aber von einer wohligen Atmosphäre behaust, als würde man im kalten Winter ein ofengeheiztes Zimmer betreten. Nicht aufregend, aber angenehm.

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Vom Ende bis zum Anfang ist als 3LP Vinyl bei Giegling erschienen.