• Allgemein,  Kritik,  Literatur

    Das Buch der Schwestern von Amélie Nothomb

    Das Buch der Schwestern von Amélie NothombDas Schicksal zweier Schwestern erzählt in 150 Seiten: Dieses Kunststück gelingt der belgischen Autorin Amélie Nothomb mit ihrem aktuellen Roman Das Buch der Schwestern. Tristiane wird in eine liebevolle Ehe hineingeboren. Doch die Liebe der Eltern ist so intensiv, dass eigentlich kein Platz für ein Kind ist: Eine andere Art der Verwahrlosung, könnte man sagen. Doch Tristiane ist hochbegabt, und als die Eltern auf ihren Wunsch hin noch ein Töchterchen in die Welt setzen, erfährt auch sie, was Liebe ist.

  • Allgemein,  Kritik,  Literatur

    Die Wahrheit, die sie brauchen: Die Schattenmacherin von Lilly Gollackner

    Die Schattenmacherin von Lilly GollacknerEine Welt ohne Männer erscheint in Die Schattenmacherin von Lilly Gollackner nicht unbedingt wie eine Utopie. Das hat auch mit den Umständen zu tun: Die Erde ist 2068 durch den Klimawandel und heftigen Kriegen kaum noch bewohnbar. Ein von Ruth geleitetes Matriarchat hat Sicherheit und Stabilität gebracht. Doch nun ist sie 70 und soll durch die intelligente Ania ersetzt werden: Diese stellt unbequeme Fragen – zu im Schatten getroffenen Entscheidungen und ob man Männer nicht wieder zurückbringen sollte.

  • Allgemein,  Kritik,  Literatur

    Ein harter Sommer: Ferymont von Lorena Simmel

    Ferymont von Lorena SimmelEine Schweizerin kehrt als Saisonkraft zurück in ihre Heimat, um Geld für den Abschluss ihres Studiums in Berlin zu erarbeiten. Lorena Simmels Roman Ferymont liest sich wie eine soziologisch scharfsinnig beobachtete, teilnehmende Reportage. Sie erzählt vom Schweizer Seeland, einem landwirtschaftlich stark genutztem Gebiet zwischen Bieler-, Murten- und Neuenburgersee. Es ist die Gemüsekammer des Landes, in dem hauptsächlich osteuropäische Saisonkräfte die anstrengende Arbeit verrichten.

  • Allgemein,  Kritik,  Literatur

    Unsere Familien, unsere Häuser, unsere Dörfer: Kosakenberg von Sabine Rennefanz

    Kosakenberg von Sabine RennefanzMan kann den Menschen aus dem Dorf bekommen, aber das Dorf nicht aus dem Menschen. Man kann Kosakenberg von Sabine Rennefanz durchaus als Variation dieser Binsenweisheit lesen. Ihre Erzählerin Kathleen hat es aus dem kleinen brandenburgischen Dorf Kosakenberg – die Autorin selbst ist aus Beeskow – nach London gebracht. Sie wollte immer weg. Aber die Heimat lässt sie nie so ganz los. Ein Roman über eine Entfremdung und ostdeutsche Minderwertigkeitsgefühle.

  • Allgemein,  Kritik,  Literatur

    Ewig leben: Wir werden jung sein von Maxim Leo

    Wir werden jung sein von Maxim LeoDie Vermutung, dass des Menschen Forschungsdrang letztlich auch sein Untergang sein wird, ist nicht neu. Und es ist ein Thema, das mit neuer Intensität im gesellschaftlichen Diskurs aufflammt. Nicht umsonst war ein Biopic über Oppenheimer einer der Kassenschlager des letzten Jahres. Klimawandel, die Diskussionen um die Folgen künstlicher Intelligenz reihen sich hier ein. Wir werden jung sein von Maxim Leo widmet sich der medizinischen Forschung und ihren gesellschaftlichen Implikationen: Martin Mosländer erforscht ein Medikament zur Regeneration des Herzmuskels und hat dabei den Jungbrunnen gefunden.

  • Allgemein,  Kritik,  Literatur

    Verlust und Vermeidung: Dead in Long Beach, California von Venita Blackburn

    Dead in Long Beach, CaliforniaDas Unglück ist passiert, wenige Minuten bevor Carol in das Apartment ihres Bruders Jay läuft. Eben hat sie noch mit ihm telefoniert, jetzt liegt er leblos im Bett. Selbstmord. Dead in Long Beach, California nähert sich dem Trauma über die Vermeidungsstrategie seiner Protagonistin. Die findet eine Nachricht ihrer Nichte Khadija auf Jays Telefon – und antwortet ihr als Jay. Venita Blackburn, die sich mit zwei Short Story Bänden einen Namen machte, hat einen originellen, fast schon bizarren Roman über Trauer geschrieben, der leider nicht vollends überzeugt.

  • Allgemein,  Kritik,  Literatur

    Eine Frau und ihr Drucker: Xerox von Fien Veldman

    Xerox von Fien VeldmanEine junge Frau in einem Amsterdamer Start-up kümmert sich mit großer Fürsorge um den ihr anvertrauten Drucker und erzählt ihm aus ihrer Jugend in einem Problemviertel. Nebenbei muss sie noch ein mysteriöses Paket ausfindig machen. Fien Veldmans Xerox ist ein Roman über postmoderne Arbeitswelten, erzählt von Entfremdung und Milieugrenzen in einem eigentümlich trockenen Humor.

  • Allgemein,  Kritik,  Literatur

    “Ich werde nie wieder ein Sklave sein”: James von Percival Everett

    James von Percival EverettDer äußerst produktive Schriftsteller Percival Everett mausert sich zu einer herausragenden Stimme in der amerikanischen Literatur. Sein neuer Roman James zementiert diesen Status – schließlich korrespondiert er zu dem amerikanischen Roman schlechthin: Die Abenteuer des Huckleberry Finn von Mark Twain. Er erzählt diesen Schlüsselroman der amerikanischen Literatur aus der Perspektive des Sklaven Jim, der in Everetts Vision aber lieber James genannt werden möchte.

  • Allgemein,  Kritik,  Literatur

    Er, Hunter, Mann: Trophäe von Gaea Schoeters

    Trophäe von Gaea SchoetersHunter White ist dabei, die Big Five der Großwildjagd voll zu machen, als ihm Wilderer in die Quere kommen und “sein” Nashorn schießen. Er hat einen höheren sechsstelligen Betrag für die Jagdlizenz hingeblättert und steht nun ohne Trophäe da. Doch Van Heeren, sein Freund und gewissermaßen Jagdrevierleiter, macht ihm dann ein Angebot: Wie wäre es mit den Big Six – der Jagd auf Menschen? Gaea Schoeters’ Trophäe ist ein hoch spannender, komplexer Roman, der Joseph Conrad und Ernest Hemingway ins postkoloniale Zeitalter holt.