Shackleton musiziert in seinem ganz eigenen Kosmos, in dem komplexe Percussions, tiefe Bässe, verzerrte Geräusche und Vocals düster-berauschende Klangwelten erschaffen. Konnte man das frühe Schaffen während der Nuller Jahre noch unter dem Genre Dubstep einordnen, haben sich seine Produktionen mit zunehmender Komplexität jeder Zuordnung zusehends entzogen. Das mit der Sängerin und Journalistin Anika entstandene Album Behind the Glass geht diesen Weg konsequent weiter.
Ein Sommer voller Kunst: Albertinum und Ostrale’17
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur Ideenlosigkeit: Wenn sich die Regenwolken mal wieder im Tal einnisten und den Tag am nächsten Badestrand vermiesen, muss man im Sommer in Dresden kein Trübsal blasen. Es gibt allerhand zu sehen: Die Ostrale eröffnete am Freitag zum 11. Mal. Im Albertinum sorgen die Sonderausstellungen „Geniale Dilletanten“ [sic!] und „Neue Bilder“ von Gerhard Richter für Schauwerte.
Die Korrespondenz eines ambitionierten jungen Trinkers: J.D. Daniels [Kritik]
Man(n) fühlt sich nicht: Der amerikanische Schriftsteller J.D. Daniels legt in seinem Debüt sechs „Briefe“ vor: Vier davon sind autobiografische Essays, die seine Reise zu sich selbst beschreiben und dem Leser zur gleichen Zeit etwas über das moderne Leben erzählen. Der Weg führt ihn in einen Kampfsportclub, in die alte Heimat Kentucky, zu einer Selbsthilfegruppe und über das Mittelmeer.
Shinichi Atobe – From The Heart, It’s A Start, A Work Of Art [Kritik]
Die Aura des Geheimnisvollen hält die Aufmerksamkeit der Menschen immer noch am besten: Der japanische Produzent Shinichi Atobe veröffentlichte 2001 eine einzelne EP und verschwand danach volle 13 Jahre im Nichts. Die Szene hat das Interesse aber nie verloren. Das jetzt erschienene, aus Archivmaterial zusammengestellte Album ist trotz leicht verstaubter Klangqualität die vielleicht frischeste Veröffentlichung des Sommers.
Maus [Prosa]
Der Satz, dass sich ein Mensch zellulär alle sieben Jahre erneuert, nagt an mir, als ich mein Smartphone in die Hosentasche gleiten lasse und auf die Klingel drücke. Wir kennen uns länger als das.
Bienes langes, meist offenes, einst rotes, jetzt aschblondes Haar ist zu einem Dutt gesteckt. Das ist sogar besser so. Man sieht jetzt ihren Hals, der sonst unter den breit gefächerten, dicken Haaren versteckt ist und unter dem Eindruck des klugen Kopfes und der großen Nase verschwindet.
Block Magazin: Immer mit der Ruhe!
Man hört und liest es öfter: Print ist tot! Die Auflagen der großen Spieler sinken. Dennoch gibt es weit über hundert Magazine in Deutschland. Print ist eben Leidenschaft – und die schert sich nicht um Unkenrufe aus der digitalen Welt. Abseits des Mainstreams blühen die Papierlandschaften in kleiner Auflagenhöhe. Sie bieten kleine Häppchen der Entschleunigung, etwas zum blättern, dösen, entdecken, inspirieren lassen. Besonders viel Zeit lässt sich Block. Eine neue Ausgabe erscheint erst, wenn 1.300 Bestellungen eingegangen sind. Nach einem Jahr Warten ist Ausgabe 3 dieser Tage erschienen.
Entzauberung des Schreckens: Alien: Covenant [Kritik]
© 2017 Twentieth Century Fox Regisseur Ridley Scott schuf 1979 mit seinem klaustrophobischen Weltraum-Horror Alien einen stilprägenden Science-Fiction-Klassiker, der drei Fortsetzungen von jeweils anderen Regisseuren nach sich zog. Vor fünf Jahren nahm er sich mit Prometheus wieder der Saga an – und enttäuschte in dem Prequel die Erwartung der Fans. Im nun erschienenen Alien: Covenant versucht er es allen Recht zu machen. Das Ergebnis ist durchwachsen.
Wenn das Herz flippert: Hischmanns Das Umgehen der Orte [Kritik]
Ich traf Fabian Hischmann, als wir am gleichen Literaturwettbewerb teilnahmen, dem Poetbewegt 2011. Nachdem die Preise verteilt und wir jeweils leer ausgegangen waren, beglückwünschte ich ihn bei einer Enttäuschungszigarette zu seinem gelungenen Text. Seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen. In der Zwischenzeit hat er ein für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiertes Debüt veröffentlicht und war Teil einer hitzigen Literaturdebatte. Jetzt liegt der zweite Roman vor.
Modernes Kopenhagen (Teil 2): Große Fenster, große Augen
Während in Deutschland die Stadtplaner und Architekten zu viel Schokolade essen und glauben, quadratisch, praktisch, gut sei das Nonplusultra, entsteht in Kopenhagen aufregende, moderne Architektur, die mit der Zeit geht, den Faden zur Vergangenheit aber nicht verloren hat.
Modernes Kopenhagen (Teil 1): Entspannt mobil
Man kennt das: Nach einer Reise ist man oft so verzaubert, dass man die Magie des Urlaubs möglichst lange lebendig halten will. Manche stellen sich die Wohnung mit Souvenirs voll, andere kochen die Speisen der Urlaubsregion nach und stellen fest, dass es zuhause doch nicht so toll schmeckt. Wer aus Kopenhagen nach Dresden zurückkehrt, verspürt eine andere Art der Urlaubsnostalgie: Fernweh nach der Zukunft, die Heimat erscheint irgendwie unmodern.