Man hört und liest es öfter: Print ist tot! Die Auflagen der großen Spieler sinken. Dennoch gibt es weit über hundert Magazine in Deutschland. Print ist eben Leidenschaft – und die schert sich nicht um Unkenrufe aus der digitalen Welt. Abseits des Mainstreams blühen die Papierlandschaften in kleiner Auflagenhöhe. Sie bieten kleine Häppchen der Entschleunigung, etwas zum blättern, dösen, entdecken, inspirieren lassen. Besonders viel Zeit lässt sich Block. Eine neue Ausgabe erscheint erst, wenn 1.300 Bestellungen eingegangen sind. Nach einem Jahr Warten ist Ausgabe 3 dieser Tage erschienen.
Entzauberung des Schreckens: Alien: Covenant [Kritik]
© 2017 Twentieth Century Fox Regisseur Ridley Scott schuf 1979 mit seinem klaustrophobischen Weltraum-Horror Alien einen stilprägenden Science-Fiction-Klassiker, der drei Fortsetzungen von jeweils anderen Regisseuren nach sich zog. Vor fünf Jahren nahm er sich mit Prometheus wieder der Saga an – und enttäuschte in dem Prequel die Erwartung der Fans. Im nun erschienenen Alien: Covenant versucht er es allen Recht zu machen. Das Ergebnis ist durchwachsen.
Wenn das Herz flippert: Hischmanns Das Umgehen der Orte [Kritik]
Ich traf Fabian Hischmann, als wir am gleichen Literaturwettbewerb teilnahmen, dem Poetbewegt 2011. Nachdem die Preise verteilt und wir jeweils leer ausgegangen waren, beglückwünschte ich ihn bei einer Enttäuschungszigarette zu seinem gelungenen Text. Seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen. In der Zwischenzeit hat er ein für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiertes Debüt veröffentlicht und war Teil einer hitzigen Literaturdebatte. Jetzt liegt der zweite Roman vor.
Modernes Kopenhagen (Teil 2): Große Fenster, große Augen
Während in Deutschland die Stadtplaner und Architekten zu viel Schokolade essen und glauben, quadratisch, praktisch, gut sei das Nonplusultra, entsteht in Kopenhagen aufregende, moderne Architektur, die mit der Zeit geht, den Faden zur Vergangenheit aber nicht verloren hat.
Modernes Kopenhagen (Teil 1): Entspannt mobil
Man kennt das: Nach einer Reise ist man oft so verzaubert, dass man die Magie des Urlaubs möglichst lange lebendig halten will. Manche stellen sich die Wohnung mit Souvenirs voll, andere kochen die Speisen der Urlaubsregion nach und stellen fest, dass es zuhause doch nicht so toll schmeckt. Wer aus Kopenhagen nach Dresden zurückkehrt, verspürt eine andere Art der Urlaubsnostalgie: Fernweh nach der Zukunft, die Heimat erscheint irgendwie unmodern.
Amerikanische Alpträume: Carousel Court [Kritik]
Das „Hotel California“ der Eagles bleibt aktuell: man kann zwar einchecken, weg kommt man aber nie. Im aktuellen Roman von Joe McGinniss Jr. wird der kalifornische Traum einer jungen Familie zum Schrecken, an dem sie zu zerbrechen droht. Carousel Court präsentiert ein Amerika, das mit offen liegenden Nerven am Abgrund steht und die Zähne fletscht.
Durch den Wald [Prosa]
Es steht einfach da. Und auch wenn es letztlich eine Banalität ist, fühlt es sich doch besonders an. Als würde man in einem kleinen Abenteuer oder Geheimnis stehen, das dem Schwermut, der über diesem Ausflug hängt, eine neue Richtung gibt. Da ist eine kindliche Aufregung in mir, die mir abhanden gekommen ist, so wie sich alte Freunde abhanden kommen. Plötzlich sieht man sich nach langer Zeit und weiß nicht mehr zu sagen als „Und, was machst du so?“
Das Portrait [Prosa]
Seitdem hier der große Trubel war, ist es still geworden, so als hätten alle die gegangen sind, alle Geräusche mit sich genommen und die Wohnung hinter sich schalldicht verschlossen. Ich lehne am Türrahmen meines Zimmers und schaue in den Flur der Wohnung. Würde ich in die Hände klatschen, könnte ich den Hall hören. Niemand sonst. Die Anderen lassen sich kaum noch blicken und wenn, dann nur kurz um etwas zu holen und betreten zu schauen.
Wie viele Ellen? [Prosa]
Ohne die Augen zu öffnen, greift Anna neben sich, die Hand keinen halben Meter von sich entfernt. Sie greift ins Leere, eine Leere, die Ihren Herzschlag beschleunigt und sie vollends erwachen lässt. Sie öffnet die Augen und sieht seinen Körper mit dem Rücken zu ihr. In den letzten Nächten, die sie zusammen verbrachten – sie schliefen immer bei Anna –, bemerkte sie nach dem Aufwachen – sie wachte immer vor ihm auf –, einen größer werdenden Abstand. Da sie kein Maßband zur Hand hat und aus taktischen Überlegungen heraus keines neben das Bett legen wollte, begann sie den Abstand mit ihrem Unterarm zu messen.
Gott ist ein Schrotthändler: Callan Winks Der letzte beste Ort [Kritik]
Die endlosen Weiten des amerikanischen Westens haben seit jeher die Fantasie beflügelt. Doch mehr als ein Jahrhundert nach der Eroberung der vermeintlichen Wildnis wirken die jungen Männer in Callan Winks starken Erzählungen etwas verloren zwischen Alltag und dem Freiheitsversprechen atemberaubender Natur.