Ein rätselhafter Text über ein unheimliches Dorf: Greta Lauers Gedeih und Verderb bringt den Leser formal und inhaltlich ins Grübeln. Ohne Paratext versehen fehlt bereits das literarische Ordnungssystem: Ist das hier ein langes Prosagedicht, eine Novelle, ein Roman? Sprachlich extrem verdichtet, narrativ widerspenstig, fühlt man sich als Leser etwas an William Burroughs erinnert. Es ist ein mutiger Text für abenteuerlustige Leser.
Spielchen des Alltags: Games and Rituals von Katherine Heiny
Katherine Heinys gleichzeitig urkomischer wie großherziger Erzählband Games and Rituals erzählt von Figuren in ihrem Alltag und den Rissen, die sich darin auftun. Nicht selten kommt die Frage auf, ob diese überwiegend im Leben Angekommenen durch die bisherige Reise wirklich gereift sind. Games and Rituals bietet elf meisterhaft erzählte Stories über den Komfort des Alltags und den unbewussten Drang, ihm zu entfliehen.
Der Wunsch, selbst zu schreiben, ist immer geblieben: Verena Keßler im Interview
Verena Keßler ist Autorin zweier Romane. Ihr Debüt Die Gespenster von Demmin (Rezension) wurde für verschiedene Preise nominiert und erhielt das Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium. Kürzlich erschien ihr zweiter Roman Eva (Rezension), der sich aus sehr individueller Perspektive dem Thema Klimakrise nähert. Im Interview erzählt die gebürtige Hamburgerin von ihrem Werdegang, ihrer Inspiration und künftigen Projekten.
Zuhause wurde nicht geküsst: Offene Gewässer von Romina Pleschko
Nach der scharfzüngigen Ameisenmonarchie geht es in Romina Pleschkos zweitem Roman Offene Gewässer raus aus der Stadt und rein in die Gemeinde Liebstatt. Der Leser begleitet die Ich-Erzählerin Elfi vom Kindes- ins Erwachsenenalter. Schelmisch erzählt, ist Offene Gewässer das Portrait einer eigenwilligen Person und ihrer Suche nach Geborgenheit.
Das seltsame Mädchen: Lieblingstochter von Sarah Jollien-Fardell
Ein Leben in Angst: Jeanne wächst in einem Walliser Dorf unter dem Dach eines gewalttätigen Mannes auf. Sarah Jollien-Fardells Lieblingstochter ist ein eindringlicher Roman über Gewalt und die Macht, die sie ausübt, selbst, wenn sie versiegt ist. Es ist auch ein Text über eine innere Entwurzelung und das Wallis.
Eröffnung: Hello Happiness! im Deutschen Hygiene-Museum Dresden
Tun wir den guten Gefühlen unrecht?, ist eine der Fragen, die in den Reden zur Eröffnung der neuen Sonderausstellung Hello Happiness! im Deutschen Hygiene-Museum Dresden aufgeworfen werden. Schließlich sind Kummer, Schmerz und Krisen die Themen, an denen sich die Kunst zumeist abarbeitet. Die Gegenwart multipler Krisen wie Pandemie, Krieg und Klimawandel lassen uns schnell das Glücklichsein vergessen. Wie gut, dass das DHMD die positiven Emotionen ins Scheinwerferlicht rückt. Eine Ausstellung, die glücklich macht.
In den Sommer geträumt: Due In Color von Andrea
Das Münchener Label Ilian Tape besetzt seine ganz eigene Nische in der elektronischen Musik: Techno, Drum’n’Bass und Ambient werden irgendwo zwischen Clubnächten und faulen Tagträumerein hybridisiert. Andreas zweites Album auf dem Label, Due in Color, macht keine Ausnahme und erinnert an vergangene Großtaten des Labels.
Kaleidoskop der Geschichte(n): Ukrainische Kunst 1912-2023 im Albertinum
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben im Albertinum eine einzigartige Sonderausstellung zusammengetragen: Kaleidoskop der Geschichte(n): Ukrainische Kunst 1912-2023 im Albertinum zeigt Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Installationen ukrainischer Künstler – viele davon erstmals außer Landes zu sehen und somit vor der Zerstörung des Krieges geschützt sowie Werke, die erst in diesem Jahr für die Ausstellung geschaffen wurden. Es ist eine unheimlich gegenwärtige, bewegende Ausstellung über eine vielfältige, komplexe Kunstszene und die nicht minder komplexe Historie des Landes.
Punk, Pep, Sterni: Zwischen den Dörfern auf Hundert von Lars Werner
“Alles sauber, aber nichts in Ordnung” (44): So fasst Benny die Situation bei sich zuhause zusammen. Er lebt, wie es der Titel Lars Werners Debütroman verrät, “zwischen den Dörfern” irgendwo vor den Toren Dresdens. Weil seine Eltern bei der Anmeldung fürs Gymnasium gepatzt haben, muss er jeden Morgen ins noch weiter entfernte Großenhain zur Schule. Ein Spießroutenlauf: Denn Benny ist neuerdings ein Punk und im Bus lauern Nazis.
Romeo und Julia auf dem Friedhof: Als wir Vögel waren von Ayanna Lloyd Banwo
Ayanna Lloyd Banwo Debütroman Als wir Vögel waren erzählt von einer ungewöhnlichen, magisch angehauchten Liebesgeschichte in Trinidad. Es ist ein von Mythen durchzogener Roman über kreolische Tradition und Großstadtmoderne mit Elementen des magischen Realismus.