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    Notgemeinschaft: Dein Herz, ein wildes Tier von Jardine Libaire

    Dein Herz, ein wildes Tier von Jardine LibaireDein Herz, ein wildes Tier von Jardine Libaire ist eine amerikanische Erzählung über Aussteiger im sogenannten Flyover-Country – also fernab der Metropolregionen der Ost- und Westküste. Im Kern geht es um Staci, Ray, Ernie und Coral – eine zufällig zusammengewürfelte Truppe, die plötzlich ohne ihre Aussteiger-Community klarkommen muss und zu einer Art Familie zusammenwächst.

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    Labyrinthiner Dschungel: Die Holländerinnen von Dorothee Elmiger

    Die Holländerinnen von Dorothee ElmigerDie Holländerinnen von Dorothee Elmiger ist inspiriert von einer realen Begebenheit: Zwei Holländerinnen verschwinden spurlos im küstennahen Dschungel Panamas. Der bis heute nicht aufgeklärte Fall erfährt auch in Elmigers labyrinthinen Sätzen keine Klarheit: In ihrer Erzählung bekommt eine namenlose Autorin den Auftrag, das neue Projekt eines gefeierten Theatermachers zu begleiten und zu protokollieren. Zusammen mit anderen Kulturschaffenden wandelt man auf den Spuren der Vermissten und verliert sich in Geschichten und im Getöse von Flora und Fauna.

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    Jede Schattierung blau: The Body Farm von Abby Geni

    Abby Geni The Body Farm – Kurzgeschichten voller IntensitätEin wahrhaft gelungener Erzählband kann der höchste literarische Genuss sein – Geschichten, die den Leser in fremde Leben werfen, ohne jedes Geheimnis preiszugeben. Abby Genis The Body Farm versammelt elf Stories mit einer durchschnittlichen Länge von zwanzig Seiten – kein Wort zu viel, keines zu wenig, beseelt von einer Magie, die keine doppelten Böden braucht. Selten hat man einen thematisch so variationsreichen und qualitativ konsistenten Erzählband gelesen – The Body Farm ist eine bemerkenswerte Sammlung, die Lesenden elf Fenster zu anderen Leben öffnet.

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    Was verloren ging: Die Geschichte des Klangs von Ben Shattuck

    Die Geschichte des Klangs von Ben ShattuckDie Geschichte des Klangs von Ben Shattuck ist ein schmales Buch von gerade einmal 100 Seiten, das ohne Paratext versehen ist. Ist es eine Novelle oder sind es zwei miteinander verwobene Erzählungen, die eine das Echo der anderen? Im Zentrum steht eine kurze Romanze zwischen Lionel und David, die sich im Nordosten der USA des frühen 20. Jahrhunderts entwickelte und verlor.

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    Zweiter Frühling: Strandgut von Benjamin Myers

    Strandgut von Benjamin MyersBuckys siebzigjährige Knochen schmerzen. So sehr, dass er von Opiaten abhängig ist. Die goldene Stunde, in der er genug Pillen intus hat, in der mal alles gut erscheint, ist scheinbar alles, was ihm im Leben noch bleibt. Vor einem Jahr hat er seine Frau an Krebs verloren. Doch solange man lebt, öffnet das Leben immer wieder neue Türen. Man muss nur hindurchgehen. Und genau das macht Bucky in Benjamin Myers’ neuem Roman Strandgut: Er wurde ins englische Scarborough eingeladen, um zu singen.

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    Ein Vogel möcht ich sein: Psychopompos von Amélie Nothomb

    Psychopompos von Amélie NothombAuf Amélie Nothomb ist Verlass: Wie ein Uhrwerk veröffentlicht sie beinahe im Jahresrhythmus kurze Romane mit selten mehr als 200 Seiten. Mehr braucht sie nicht, destilliert ihre oft ganze Lebensgeschichten umfassenden Erzählungen auf ihre Essenz. Mit Psychopompos legt sie nun einen kurzen, autobiografischen Roman vor – ihr vielleicht persönlichstes Werk. Schließlich ist sie die Protagonistin. In Psychopompos geht es um ihr Aufwachsen als Diplomatentochter, die in Vögeln so etwas wie ihre Seelenverwandten findet und über sie zum Schreiben kommt.

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    Scrollen, Schauen, Scheitern: Atavists von Lydia Millet

    Atavists von Lydia MilletLydia Millet präsentiert mit Atavists eine unterhaltsame Sammlung miteinander verbundener Stories, die Lesende in die Metropolregion Los Angeles mitnehmen. Atavismus, so erklärt es der Umschlagtext, ist ein Begriff aus der Botanik, der das Wiederauftreten von Merkmalen bezeichnet, die bei früheren Evolutionsstufen einer Art vorhanden, aber in den direkten Vorgängergenerationen nicht mehr ausgeprägt waren. Es handelt sich also um eine Art Rückfall. Atavists ist freilich kein botanisches Sachbuch, sondern literarische Fiktion, deren Protagonisten überfordert sind mit der zeitgenössischen amerikanischen Kultur.

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    Wenn Elefanten Politik machen: Das Geschenk von Gaea Schoeters

    Das Geschenk von Gaea Schoeters RezensionDas Geschenk von Gaea Schoeters löst das große Versprechen ein, das ihr viel besprochenes Debüt Trophäe machte. Das Geschenk nimmt die Themen des Vorgängers – Zivilisation und Naturschutz, Postkolonialismus, Maskulinität – auf und entwickelt sie weiter zu einer erschütternden Diagnose zur Demokratie in westlichen Gesellschaften. Der Roman ist eine hintersinnige Politiksatire, in der sich ein machtpolitisch taktierender deutscher Kanzler mit einem erstaunlichen Problem auseinandersetzen muss: 20.000 afrikanische Elefanten tauchen plötzlich in der Hauptstadt auf.

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    Ostrale Biennale 025: Never Grey

    His Holiness des tschechischen Künstlers Daniel Paul bei der Ostrale Biennale 025Seit vielen Jahren konnte man nicht mehr mit einem derart leichten Gefühl durch die Ostrale flanieren: Lange Zeit war schließlich nicht sicher, ob sie auch weiterhin ein verlässliches Zuhause in Dresden haben wird. Doch etwa zur gleichen Zeit wie zur Eröffnung der Ostrale Biennale 025 kam endlich die gute Nachricht: Die Robotron-Kantine ist als Standort für zeitgenössische Kunst gesichert. Das Bangen ist graue Vergangenheit.

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    Freiheit: Eine unvollendete Geschichte im DHMD

    Gemälde „Der Nachbar, der will fliegen“ von Wolfgang Mattheuer in Ausstellung Freiheit Eine unvollendete Geschichte im DHMD Ob The Hoff immer noch nach der Freiheit sucht? Der Titel der neuen Sonderausstellung im Deutschen Hygiene-Museum Dresden legt es nahe. Freiheit: Eine unvollendete Geschichte im DHMD macht deutlich, dass Freiheit kein permanenter Zustand ist – eher etwas, nach dem man strebt. Ein beständiges Werden. Das Konzept Freiheit ist auch, wie Annekatrin Klepsch in ihren Grußworten zur Ausstellungseröffnung am 19. Juni herausstellt, wandelbar – „vom Sehnsuchtsgefühl zu umstrittenem Begriff.“