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Das ganze Geld muss weg: Arcus von Norbert Maria Kröll

Arcus von Norbert Maria KröllArcus heißt eigentlich Marcus und ist der jüngste Spross der reichsten Familie Österreichs. Er ist auch ihr schwarzes Schaf. Dem Reichtum hat er entsagt, um sich durchaus erfolgreich als Performance-Künstler durchzuschlagen. Nun, da alle Familienmitglieder verstorben sind, muss er sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass er der reichste Mann Österreichs ist. Es scheint ihn schwer zu belasten. Der Arme! Norbert Maria Krölls Roman ist eine pfiffige Satire über Familie und Kunst, in deren Zentrum ein Protagonist ist, dem man gerne mal eine Ohrfeige verpassen würde.

Ein reicher Erbe, der sein Erbe verachtet. Schließlich sollte niemand Multimilliardär sein! Arcus vertritt eine durchaus sympathische Einstellung. Aber Leser werden Schwierigkeiten damit haben, Sympathien für Arcus aufzubringen. Denn auch wenn er die Privilegien und den Reichtum der Familie ablehnt, so hat er den Habitus, der damit einhergeht, gewissermaßen mit der Muttermilch aufgesogen. Die Ablehnung gegen Wohlstand muss man sich eben auch erstmal leisten können. Auch die Kunst, wie es scheint: Denn Arcus, der bildende Kunst im Großen und Ganzen lächerlich findet und dies auch jedem gerne ungefragt mitteilt, hat seine erfolgreichsten Kunstaktionen dem Verschenken von Geld zu verdanken. Geld und die Auseinandersetzung damit beschäftigen ihn also sehr.

Ebenso beschäftigt ihn ein riesiger Safe, den er unzugänglich auf dem geerbten Familienanwesen findet. Dann wäre noch die Gärtnerin Maria, die er sexuell interessant findet. Sie hat aber einen Partner, einen, wie trivial!, Maler. Sexuell unzugänglich verschafft er ihr mal eben mehr Arbeit. Nachdem er einen Großteil der Angestellten entlassen hat, muss sie sich auch um die Reinigung der Villa sowie die Verpflegung kümmern. Nebenbei soll sie auch noch ehrenamtlich arbeiten. Natürlich hat er für die Vervielfachung ihrer Arbeitslast ihr Gehalt verdoppelt. Ehrenmann! Ähnlich herablassend geht er auch mit dem Hausmeister und der Buchhalterin um.

Arcus ist ein Mann und Künstler, der die Ablehnung gegenüber seinen Eltern als Schild vor sich trägt und glaubt, dass dies allein ihn schon legitimiert, ohne zu verstehen, dass er sich nur so verhalten kann, wie er sich verhält, weil er der Spross seiner Eltern ist. Seine Erfahrungen in der Gesellschaft wären ganz andere, wenn er tatsächlich arm und in verschlissenen Klamotten herumläuft und dabei jedem seine unverblümte, oftmals absolut respektlosen Wahrheiten mitteilt.

Norbert Maria Kröll erzählt uns in Arcus also etwas über die Philanthropie der Reichen, in der reichlich Ignoranz schlummern kann. Der Roman erzählt auch von dem scheinbar unüberwindbaren Graben zwischen den Superreichen und allen anderen. Es sind schlicht andere Lebenswirklichkeiten, die Menschen formen und voneinander trennen. Nicht zuletzt wird in Arcus auch die Kunstwelt in die Pflicht genommen, in der Publicity mehr zählt als Originalität und zu der man nur wirklichen Zutritt erhält, wenn man über die materiellen Mittel verfügt. Kunst schaffen ist sicher etwas leichter, wenn man sich um das Auskommen nicht sorgen muss. Selbiges gilt selbstredend für den Kunsterwerb.

Arcus von Norbert Maria Kröll ist also ein eindrückliches Plädoyer für eine Reichen- und Erbschaftssteuer. Der Roman legt zudem zumindest nahe, dass Geld wirklich den Charakter verdirbt. Arcus ist seinem unsympathischen aber nicht vollends verlorenen Protagonisten zum Trotz auch ein sehr unterhaltsamer Text. Hoffen wir, dass ihn ein paar Milliardäre lesen!

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Arcus von Norbert Maria Kröll ist bei Kremayr & Scheriau.

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