Der schwule Onkel Patrick, oder kurz GUP oder auch The Guncle (für gay uncle) hat aus einem traurigen Anlass heraus das Glück, einen Sommer lang auf seine Nichte und seinen Neffen aufzupassen. Denn seine beste Freundin, die später seinen Bruder heiratete und mit ihm zwei Kinder bekam, ist nach schwerer Krankheit verstorben. Greg, so der Name des Bruders, ist tablettenabhängig und begibt sich in Rehab und überlässt nun also Patrick die Kinder. Es wird ein unvergesslicher Sommer, der natürlich nicht frei von Komplikationen ist.
Die Verluste werden nicht weniger, je älter man wird. Patrick wohnt in Palm Springs, hat sich also gewissermaßen selbst in die Wüste geschickt, und lebt dort, anfang 40, ziemlich zurückgezogen. Er war einst ein Serienstar, doch die Serie, die ihn reich machte, endete nach zehn Jahren. Zwischenzeitlich musste er den Verlust seines Partners Joe hinnehmen. Richtig verwunden hat er diesen Schlag nie.
Nun also der nächste Verlust: Sara war einst seine beste Freundin, bis er sie an seinen Bruder verlor. Man blieb in Kontakt. Doch sie lebte an der Ostküste, er in Los Angeles, mehr als Stippvisiten waren nicht drin. Nun ist Sara tot und Patrick, zurückgezogen in sich selbst, war nicht da. Dass ausgerechnet er nun die Sorge um die beiden Kinder übernehmen soll, bringt ihn erstmal in Abwehrhaltung. Für Andere sorgen ist nun wirklich nicht sein Ding. Er lebt in den Tag hinein, mixt sich Margaritas und chillt am Pool.
Aber Familien haben ja so ihre ganz eigenen Dynamiken. Als Patricks ältere Schwester die Kinder an sich nehmen will, weil das ihrer Meinung besser für sie wäre – Patrick ist schließlich so selbstbezogen -, ändert er seine Meinung spontan. Die Schwester hat natürlich auch noch ganz eigene Motive, die den Guncle auch noch in Schwierigkeiten bringen werden.
The Guncle ist eine süffisant erzählte, moderne Familiengeschichte über Verluste, Trauer und Zusammenhalt, die das Komische und Tragische elegant ausbalanciert. Das Ganze ist nicht frei von Klischees. Patrick ist ein schwuler Mann des Typs Oscar Wilde und somit selten um einen schnippischen Kommentar verlegen, was besonders den Dialogen in diesem kurzweiligen Buch gut steht. Die ganz großen Gags gelingen Steven Rowley, dessen Schreibstil sich gut mit Andrew Sean Creer vergleichen lässt, dabei leider nicht. Aber zum Schmunzeln reicht es immer wieder und das ist allerhand gemessen daran, dass es hier vordergründig schließlich um Trauerarbeit und den Wert menschlicher Bindungen geht. The Guncle ist so gesehen weder formal noch stilistisch ein großer Wurf, aber ein durchweg sympathisches Buch, das es sich irgendwo zwischen Zwerchfell und Herz gemütlich macht.
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