Rolf ist tot und Marlene findet sich in einer defekten Toilettenkabine eingeschlossen, während die Trauerfeier beginnt. Ein Slapstick-Moment öffnet Susann Pásztors tragikomischen Roman Von hier aus weiter, der sich um ein ernstes Thema dreht: Wie weitermachen, wenn der Partner gestorben ist und man eigentlich mit ihm gehen wollte? Woher die Kraft nehmen, spät im Leben einen Neuanfang zu finden? Freundschaft ist die Antwort, die die Autorin in Von hier aus weiter Lesenden auf diese Fragen präsentiert.
Rolf war Arzt und in zweiter Ehe mit Marlene verheiratet. Dann kam die Krebsdiagnose und der Vorsatz, sich nicht bis zum elenden Ende zu schleppen, sondern die Mittel, die einem Arzt zur Verfügung stehen, für einen selbst gewählten Abgang zu nutzen. Es war also Suizid. Und Marlene ist nun zurückgelassen. Die Trauer drängt sie hinfort, betäubt in einer Wolke Valium. Ohnehin: Wut ist die Emotion, die ihre wachen Stunden bestimmt. Sie isoliert sich, blickt verbissen auf das Leben, das ihr bleibt und das sie nicht will.
In ihr Schneckenhaus aus Wut und Trauer dringt ein ehemaliger Schüler, Jack, der als gerufener Klempner etwas in ihrem Haus repariert und noch so viel mehr für sie erledigt: Denn wie sich herausstellt, ist der junge Mann aktuell ohne Bleibe. Sie bietet ihm ihr Gästezimmer an. Ebenfalls zu ihr durchdringen möchte Ida, die einst die Praxis des Mannes übernahm.
Widerspenstig akzeptiert sie die Unterstützung, die ihre Verbitterung infiltriert. Aus nächster Nähe beobachtet sie einen Neuanfang in Form der Romanze, die zwischen Ida und Jack keimt. Dann ruft sie Wally, eine einstige Freundin, und bittet sie nach Wien: Rolf hat einen Brief bei ihr hinterlegt, den sie ihr überreichen soll. Das Dreigespann begibt sich auf einen kleinen Roadtrip …
Von hier aus weiter ist ein linear erzählter Roman über eine schwere Lebensphase – Alter, Verlust – und den Neuanfängen, die jedem Ende innewohnen können. Erzählt wird das behutsam humorvoll, ohne Lesende in der Wut und Trauer der Protagonistin zu erdrücken. Die Autorin hält Lesende nah bei sich, die emotionale Temperatur warm. Von hier aus weiter ist konventionell erzählte Literatur – ohne Experimente, aber auch ohne Kitsch. Was fürs Herz.
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Von hier aus weiter ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.
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