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    Queer durch die Republik: Rauchzeichen für Rio von Micha Riegel

    Rauchzeichen für Rio von Micha RiegelRauchzeichen für Rio von Micha Riegel ist wie viele Debüts ein klassischer Coming of Age Roman, der uns in die 1990er Jahre entführt. Samu ist 16 und in seinem Heimatdorf im ländlichen Bayern unweit Würzburgs nicht gerade beliebt. Er ist anders, seine Homosexualität gewissermaßen ein offenes Geheimnis. Als ihn Max, der jüngste Spross des Bürgermeisters, unverhofft küsst, gerät die konservative Provinzidylle in Schieflage – und Samu muss um sein Leben fürchten. Er verlässt das Dorf in Richtung Frankfurt, wo es ihn, Schockverliebt in Lenni, aber nicht lange hält.

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    Abseits der Welt: Freundschaft und Vergeltung von Helmut Krausser

    Freundschaft und VergeltungEs ist 1965 und der Erzähler von Helmut Kraussers neuem Roman Freundschaft und Vergeltung blickt fasziniert auf den neuen, einen Jahr älteren Mitschüler am Internat. Anthonys Perspektive auf den barschen, wortgewandten Chris Bradshaw erinnert etwas an Nicks auf Jay Gatsby – eine Figur “larger than life”, umhüllt in einer Aura des Geheimnisvollen. Der junge Mann bringt die Dinge am altehrwürdigen, aber finanziell auch ziemlich knappen Internat Raven Hall gehörig durcheinander – Ereignisse, die den blassen Erzähler ein Leben lang beschäftigen sollen.

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    Ein Buch wie ein Scherbenhaufen: Die Trauer der Tangente von Fabian Saul

    Die Trauer der TangenteIn Die Trauer der Tangente von Fabian Saul kommt der Erzähler nach Berlin, um sich zu verabschieden. Er kommt zu spät: Der einstige Weggefährte stirbt ohne Gelegenheit eines Abschieds. Die Erzählung fragmentiert. Die Trauer der Tangente springt zwischen Orten, Zitaten, Zeiten, umkreist und vermeidet im Versuch, zu berühren. Es ist Herzensangelegenheit und Kopfgeburt zugleich.

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    Kerker ohne Wände: Der Schatten einer offenen Tür von Sasha Filipenko

    Der Schatten einer offenen Tür von Sasha FilipenkoSasha Filipenko exerziert weiter das russische Gemüt. Nachdem der Belarusse mit Die Jagd einen satirischen Thriller veröffentlichte, ist Der Schatten einer offenen Tür eine neue Genreübung. Der Roman ist eine Kriminalgeschichte, zwar weniger temporeich erzählt als Die Jagd, aber nicht ungleich unterhaltsamer oder erschreckender. Die Erzählung haftet sich an den Moskauer Kommissar Koslow, der im tristen Provinznest Ostrog eine Reihe Selbstmorde von Heimkindern untersuchen soll. Das Elend, so suggeriert es der Text, lässt sich besser aushalten, wenn man das Schöne gar nicht erst kennt.

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    Das gespaltene Land: Im Land der Wölfe von Elsa Koester

    Im Land der WölfeIm Land der Wölfe von Elsa Koester nimmt den Leser mit ins ostsächsische Grenzlitz, ein fiktiver Ort, der möglicherweise für Görlitz steht, der schönen Filmkulisse, die durch die Neiße von Polen getrennt ist. Nana, Ich-Erzählerin des Romans, ist aus Berlin in die von den Nachwendejahren gezeichnete Stadt gekommen, um Katja von der Partei Zukunftsgrünen bei der Bürgermeisterwahl zu coachen und einen blauen Bürgermeister zu verhindern. Wie die Region, in die sie reist, wirkt auch sie gespalten. Ihre Reise nach Grenzlitz ist auch eine Flucht vor familiären Spannungen. Ihre Unterstützung für Katja könnte sie darüber hinaus gefährden, weil sie dem blauen Schergen Falk etwas zu nah kommt.

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    Das ganze Geld muss weg: Arcus von Norbert Maria Kröll

    Arcus von Norbert Maria KröllArcus heißt eigentlich Marcus und ist der jüngste Spross der reichsten Familie Österreichs. Er ist auch ihr schwarzes Schaf. Dem Reichtum hat er entsagt, um sich durchaus erfolgreich als Performance-Künstler durchzuschlagen. Nun, da alle Familienmitglieder verstorben sind, muss er sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass er der reichste Mann Österreichs ist. Es scheint ihn schwer zu belasten. Der Arme! Norbert Maria Krölls Roman ist eine pfiffige Satire über Familie und Kunst, in deren Zentrum ein Protagonist ist, dem man gerne mal eine Ohrfeige verpassen würde.

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    Lebendig begraben: Mein drittes Leben von Daniela Krien

    Mein drittes Leben von Daniela Krien“Nichts ist gut, absolut nichts” (S. 192) möchte Linda einem Kellner entgegenzischen, als dieser diese schlimmsten aller Fragen stellt: “Alles gut?” Wann ist schon einmal alles, wirklich alles gut? Im Fall von Linda ist alles sogar ziemlich schlecht. Daniela Kriens neuer Roman Mein drittes Leben ist ein Testament an die Unzugänglichkeit der Trauer und Verzweiflung anderer Menschen. Er ist das Portrait eines schwierigen, langwierigen Heilungsprozesses, an dessen Ende wenigstens ein Schimmer Hoffnung glimmt.

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    Das große Unbehagen: Fast wie ein Bruder von Alain Claude Sulzer

    Fast wie ein BruderDass sich männliche Freunde auch Bruder oder, hust, Bro nennen, soll auf ein besonders enges aber natürlich nicht-schwules Verhältnis hinweisen. Während Freunde sich gern geschwisterlich betrachten, sind Geschwister nicht zwangsläufig Freunde. Alain Claude Sulzers neuer Roman Fast wie ein Bruder scheint dieses beinah unbehagliche Verhältnis männlicher Freundschaften zu thematisieren und ist gleichsam eine Erzählung über Homophobie und bildende Kunst.

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    Stolpersteine: Vielleicht können wir glücklich sein von Alexa Hennig von Lange

    Vielleicht können wir glücklich seinAlexa Hennig von Lange bringt mit Vielleicht können wir glücklich sein ihre Heimkehr-Trilogie zum Abschluss, die auf den Lebenserinnerungen ihrer Großmutter basieren. Die Trilogie erzählt das Leben Klaras vom Zerfall der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges sowie von Isabell, die nach dem Tod der Großmutter ihre auf Tonbändern festgehaltenen Erinnerungen findet und daraus einen Roman entwickeln will, während sie sich in ihr Leben als frischgebackene Mutter einfinden muss.

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    So ein Bewusstsein braucht ja einen Körper: Phytopia Plus von Zara Zerbe

    Phytopia PlusOb es eine gute Idee ist, sich das Bewusstsein in eine Pflanze transplantieren zu lassen, wenn die Lebensbedingungen auf der Erde für so ziemlich jedes Lebewesen nach der Klimakatastrophe schwierig sind? Die Drosera AG bietet ein solches, Phytopia Plus genanntes Verfahren an und scheffelt viel Geld. Für den Mindestlohn arbeitet Aylin dort als Pflanzenpflegerin. Sie hat aber auch noch ein Nebengeschäft, das ihr alsbald Probleme bringt.