• Interview,  Allgemein,  Literatur

    Einkaufslisten, wütende Textnachrichten und Romane: Ein Interview mit Jill Eisenstadt

    Jill Eisenstadt Interview Swell
    © Beowulf Sheehan

    Jill Eisenstadt hat mit Swell einen der bezauberndsten Romane des Sommers veröffentlicht. Es ist ihr erster Roman seit 26 Jahren. Ende der 80er Jahre kam sie zusammen mit einer Reihe anderer junger Schriftsteller wie Bret Easton Ellis, Jay McInerney, Donna Tartt und Tama Janowitz (dem sogenannten Brat Pack) zu Ruhm. Anfang der 90er wurde es dann still um die heute 54-jährige New Yorkerin. Was sie so lange aufgehalten hat, erzählt sie im Schmiertiger-Interview.

  • Allgemein,  Literatur,  Prosa

    Maus [Prosa]

    schmiertiger mausDer Satz, dass sich ein Mensch zellulär alle sieben Jahre erneuert, nagt an mir, als ich mein Smartphone in die Hosentasche gleiten lasse und auf die Klingel drücke. Wir kennen uns länger als das.

    Bienes langes, meist offenes, einst rotes, jetzt aschblondes Haar ist zu einem Dutt gesteckt. Das ist sogar besser so. Man sieht jetzt ihren Hals, der sonst unter den breit gefächerten, dicken Haaren versteckt ist und unter dem Eindruck des klugen Kopfes und der großen Nase verschwindet.

  • Literatur,  Prosa

    Durch den Wald [Prosa]

    schmiertiger-dresden-wanderung-prosa-literatur waldEs steht einfach da. Und auch wenn es letztlich eine Banalität ist, fühlt es sich doch besonders an. Als würde man in einem kleinen Abenteuer oder Geheimnis stehen, das dem Schwermut, der über diesem Ausflug hängt, eine neue Richtung gibt. Da ist eine kindliche Aufregung in mir, die mir abhanden gekommen ist, so wie sich alte Freunde abhanden kommen. Plötzlich sieht man sich nach langer Zeit und weiß nicht mehr zu sagen als „Und, was machst du so?“

  • Allgemein,  Literatur,  Prosa

    Das Portrait [Prosa]

    portrait prosa schmeirtiger dresden dominic schmiedlSeitdem hier der große Trubel war, ist es still geworden, so als hätten alle die gegangen sind, alle Geräusche mit sich genommen und die Wohnung hinter sich schalldicht verschlossen. Ich lehne am Türrahmen meines Zimmers und schaue in den Flur der Wohnung. Würde ich in die Hände klatschen, könnte ich den Hall hören. Niemand sonst. Die Anderen lassen sich kaum noch blicken und wenn, dann nur kurz um etwas zu holen und betreten zu schauen.

  • Literatur,  Prosa

    Wie viele Ellen? [Prosa]

    Ohne die Augen zu öffnen, greift Anna neben sich, die Hand keinen halben Meter von sich entfernt. Sie greift ins Leere, eine Leere, die Ihren Herzschlag beschleunigt und sie vollends erwachen lässt. Sie öffnet die Augen und sieht seinen Körper mit dem Rücken zu ihr. In den letzten Nächten, die sie zusammen verbrachten – sie schliefen immer bei Anna –, bemerkte sie nach dem Aufwachen – sie wachte immer vor ihm auf –, einen größer werdenden Abstand. Da sie kein Maßband zur Hand hat und aus taktischen Überlegungen heraus keines neben das Bett legen wollte, begann sie den Abstand mit ihrem Unterarm zu messen.

  • Allgemein,  Kritik,  Literatur

    Zum Heulen komisch: Ottessa Moshfeghs erster Erzählband [Kritik]

    Ottessa Moshfegh Homesick for Another World Dem Bild eines heulenden Hundes wohnt etwas Tragisches inne: Es äußert sich eine Verbindung zu etwas, das längst verloren gegangen ist. Das Primitive bricht auch immer wieder in den 14 Erzählungen von Ottessa Moshfeghs erstem Erzählband Homesick for Another World hervor. Es ist ein Heimweh im übertragenen Sinn, das Moshfeghs Protagonisten umtreibt: Der Wunsch nach einem anderen Zustand, einer Verbindung zum Leben, die ursprünglicher ist und tiefer geht, als das alltägliche Allerlei einer postindustriellen Welt.

  • Kritik,  Allgemein,  Literatur

    Kalifornische Träume: Jan Brandts „Stadt ohne Engel“

    Jan Brandt Stadt ohne EngelLos Angeles ist eine schwer zu (be)greifende Stadt. Darum nähert man sich ihr gerne über ihre Einzelteile. Da ist die Traumfabrik Hollywood, die Schönen und Reichen von Beverly Hills, die Ghettos im Süden der Stadt, das hippe Venice am Pazifik, Disneyland in Anaheim und ein Speckgürtel aus endlos verwachsenen Vorstädten. Wenn nachts die Luft vor Hitze und Smog nicht flirrt, treffen sich Lichter und Sterne am Horizont.

  • Literatur,  Prosa

    Im Winter [Prosa]

    Dresden Literatur Im WinterDu kannst alles haben, sagte sie unter ihrem Atem, über der Musik.
    Ich fragte, ob sie ihre Zigarette mit mir teilt. Sie lachte schräg in den Raum, Rauch entwich unsortiert ihrem Mund. Das Stroboskop brach darin. Zwischen Daumen und Zeigefinger reichte sie mir ihre Zigarette, ich nahm einen tiefen Zug. Ich sagte, jetzt haben wir uns indirekt geküsst und sie lächelte: Du bist albern.