Der 34-jährige Autor Benedict Wells hat es in jungen Jahren weit gebracht: Sein vierter Roman Vom Ende der Einsamkeit (2016) hielt sich über ein Jahr auf der Spiegel Bestsellerliste und wurde in 30 Sprachen übersetzt. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer bereits zehn Jahre spannenden Karriere. Mit Die Wahrheit über das Lügen präsentiert er nun einen Erzählband mit zehn Geschichten aus zehn Jahren.
Christopher Wilson – Guten Morgen, Genosse Elefant
Der zwölfjährige Juri hat einen der gefährlichsten Jobs der Welt: Unverhofft wird er zum Vorkoster Josef Stalins. So zusammengefasst, liegt es durchaus nahe, dass es sich bei Guten Morgen, Genosse Elefant um eine zähe, schwere Kost handelt. Doch der Roman des britischen Autors Christopher Wilson erzählt mit einer guten Portion Humor von abscheulichen Männern aus der Perspektive eines furchtlosen wie unbedachten Kindes, der gerade deswegen lange nachwirkt.Michael Kumpfmüller – Tage mit Ora
Zwei gebrauchte Leben und die Frage, ob sie zusammen ein neues wagen: In Michael Kumpfmüllers neuem Roman Tage mit Ora begeben sich zwei Leute, die sich kaum kennen, auf einen kleinen Road Trip, um herauszufinden, ob aus der Anziehung zwischen ihnen vielleicht auch etwas mehr werden kann.Die transformative Kraft des… Schlafens? My Year of Rest and Relaxation
Ottessa Moshfegh zählt ohne Frage zu den aufregendsten Stimmen amerikanischer Erzählliteratur. Ihre erste Veröffentlichung, McGlue, brachte ihr einige Preise ein – aber keinen kommerziellen Erfolg. Das änderte sich mit ihrem Debütroman Eileen, einer rabenschwarzen Noir-Erzählung, die für den renommierten The Man Booker Preis nominiert war und zum Bestseller avancierte. Ihre Short Stories sind mitunter das Beste, was in dieser Gattung in letzten Jahren zu lesen war. Die Erwartungen an den zweiten Roman My Year of Rest and Relaxation (deutsch: Mein Jahr der Ruhe und Entspannung) sind entsprechend hoch.Wenn der Linienbus falsch abbiegt: Ans Meer von René Freund
Es ist nie zu spät, um im Leben eine andere Ausfahrt zu nehmen: In René Freunds neuem Roman Ans Meer lässt sich der in einem monotonen Leben gefangene Linienbusfahrer Anton von seiner üblichen Route abbringen. Die krebskranke Clara will ein letztes Mal das Meer sehen – und er soll sie fahren. Es ist eine holprige, aber unterhaltsame Fahrt.Ein Dandy auf Weltreisen: Mister Weniger von Andrew Sean Greer
Arthur Weniger ist in der Krise: Ein ewig jung gebliebener, mittelmäßig erfolgreicher Schriftsteller, steht er kurz vor dem 50. Geburtstag. Sein Liebhaber von neun Jahren hat sich entschieden, jemanden anderes zu heiraten und sein neuer Roman wurde vom Verlag abgelehnt. Um all den schlechten Nachrichten zu entfliehen, macht er eine Weltreise, während derer er von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt.Das Ende der Phrasendrescherei: Überqualifiziert von Joey Comeau
Einem Bewerbungsschreiben würde man eigentlich keinen literarischen Wert zuschreiben. Nicht so Joey Comeau. Der hat mit Überqualifiziert eine Art autobiografischen Briefroman geschrieben, der aus ziemlich absurden Bewerbungsschreiben besteht. Bei allem Witz sind sie allerdings auch von einer großen Melencholie bewohnt. Ein kurzweiliger, absolut lesenswerter Text.Ein Täubchen fliegt durch toxische Luft: Am See von Bianca Bellová
Bianca Bellová hat mit Am See einen kurzen, harten Entwicklungsroman geschrieben, der sich ein bisschen wie ein pechschwarzes Märchen liest. Im Mittelpunkt steht der Junge Nami, der in einem fiktiven Land in der ehemaligen Sowjetunion seine eigene Geschichte sucht, während er durch eine bedrückende Gegenwart wandelt.Thomas Mann – Der Tod in Venedig
Kürzlich reiste ich nach Venedig. Bei der Suche nach einer passenden Reiselektüre musste ich nicht lange nachdenken. Nein, nichts von Donna Leon. Denn es ist wohl kein Buch so mit der Lagunenstadt verbunden wie Thomas Manns Der Tod in Venedig. Die Novelle hat nicht nur das Grand Hotel de Bains weltberühmt gemacht. Die Erzählung sorgte auch für einige Spekulationen über den Nobelpreisträger selbst.Curtis Dawkins – Alle meine Freunde haben wen umgebracht
Curtis Dawkins hatte einen Abschluss in Literarischem Schreiben und einige Erzählungen in Magazinen veröffentlicht, als er im Rausch einen Mann erschoss und dafür lebenslänglich ohne Aussicht auf Bewährung ins Gefängnis wanderte. Gut 14 Jahre nach der Tat erscheint sein erster Erzählband Alle meine Freunde haben wen umgebracht und bietet einen faszinierenden Einblick in das Leben von Männern, die ihr Recht auf Freiheit verwirkt haben.