Tun wir den guten Gefühlen unrecht?, ist eine der Fragen, die in den Reden zur Eröffnung der neuen Sonderausstellung Hello Happiness! im Deutschen Hygiene-Museum Dresden aufgeworfen werden. Schließlich sind Kummer, Schmerz und Krisen die Themen, an denen sich die Kunst zumeist abarbeitet. Die Gegenwart multipler Krisen wie Pandemie, Krieg und Klimawandel lassen uns schnell das Glücklichsein vergessen. Wie gut, dass das DHMD die positiven Emotionen ins Scheinwerferlicht rückt. Eine Ausstellung, die glücklich macht.
Die Stärke des DHMD ist ohne Frage die spielerische, interaktive Vermittlung gesellschaftlicher Themen. Geriet dies mit der zuletzt eröffneten und zumindest für dieses Haus etwas trockenen Ausstellung Von Genen und Menschen etwas ins Hintertreffen, gelingt mit Hello Happiness! die vielleicht fantasievollste Schau jüngerer Vergangenheit. Angelehnt an die Ausstellungen Tranquility und Joy des Londoner Museums Welcome Collection ist eine multimediale Erfahrung entstanden, die Kunst, Spiel und Wissenschaft zu einem bunten, heiteren Mix vermengt, der – und damit ist das Ziel schon erreicht – wahrlich gute Laune macht.
In sechseinhalb Abschnitten (die Schadenfreude hat ein kurzes Zwischenspiel) aus Loslassen, Fühlen, Hoffen, Gemeinsam, Ruhe und Natur fragt Hello Happiness! danach, wie Menschen zu positiven Emotionen finden können, welche Rolle diese in Anbetracht krisengeschüttelter Zeiten spielen und welche gesellschaftlichen Voraussetzungen das Glück braucht. Für manche Besucher findet sich die Antwort vielleicht schon im ersten Abschnitt “Loslassen”, in dem eine Mini-Diskothek installiert wurde. Besucher können hier die Lichtstimmung über Regler beeinflussen, ebenso wie die Musik, die gespielt wird. Zerstreuung, weg von negativen Gedanken findet sich auch im Spiel, beispielsweise in Form eines Arcade Games oder dem Versuch, mit Anleitung Origami zu falten.
Im zweiten Abschnitt steht das Wechselspiel zwischen Körper und Emotion im Fokus. So trennscharf sind die einzelnen Abschnitte nicht: Vom Musikhören zum Tanz ist es nicht weit. Fragen werden gestellt, wie sich Gefühle körperlich äußern. Die Ausstellung macht dies interaktiv und erhebt selbst Daten: In einer Installation können Besucher auf einem Bildschirm eingeben, wo sie verschiedene Emotionen fühlen. Die quantitative Auswertung gibt es in Echtzeit dazu.
Ausprobieren, mitmachen, erleben: Selten sieht man Ausstellungen mit derart hohem Anteil interaktiver Elemente, die selbstverständlich auch wissenschaftlich und anhand anderer Exponate eingebettet werden. Wer möchte, kann sich also intellektuell mit dem Thema beschäftigen – oder die Ausstellung wirken lassen und die Happiness einfach fühlen. Die aufhellende Wirkung der Natur holt sich das DHMD gar mit einer raumfüllenden Installation aus Waldfotografien samt Vogelgezwitscher und Frischluft ins Haus.
Die belebende Wirkung dieser Ausstellung zeigt sich auch im Nachgang der Ausstellung: Selten wurde im Foyer des Hauses so ausgiebig und ausgelassen von jung bis alt getanzt. Hello Happiness! ist selbst für die hohen Standards des Museums ein absolutes Highlight.
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Hello Happiness! ist bis zum 19. November 2023 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden zu sehen.
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