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3 Tage Karlsbad in 300 Worten

3 Tage Karlsbad in 300 Worten Drei Tage Karlovy Vary. Ein Rhythmus, nach dem man leben kann: Ein bisschen Wanderlust, ein bisschen Flanieren, Saunieren, Dinieren. Das Essen: Deftig, lecker und viel. Panierter Käse mit Pommes und Tatarensoße. Einfach, aber gut. Bestimmt auch für die Figur. Nicht zu vergessen: Tschechiens Bier.

Am Morgen: Kühle Luft öffnet auf dem Balkon die müden Augen. Karlsbad, prunkvolle Stadt entlang der Ohře und der Teplá, nestelt sich zwischen Berge, in denen sich Wolken unter grauem Himmel wiegen.

Beim Wandern wird das Timing wichtig: Unter dem prasselnd auf den Schirm fallenden Regen geht es über gefallenes Laub aufwärts zum Aussichtsturm Diana: Die Stadt zeigt sich gerade lang genug, um ein Foto zu schießen, bevor sie ihre Schönheit unter einer weißen Decke verhüllt.

Karlsbad Karlovy VaryDie verlorenen Kalorien jeder Wanderung wollen wiederhergestellt werden: Palatschinken, Apfelstrudel, Schokotorte, Honig-Nuss-Kuchen. Unten im südlichen Zipfel der Stadt reihen sich entlang der Teplá die herrschaftlichen Häuser, an die umgebenden Berge gedrängt: Fassaden in Pastelltönen, mit Stuck dekoriert. Wer hier schon alles war: Goethe, Schiller, Attatürk, Freud, James Bond und viele mehr.

Die Schaufenster funkeln: Diamanten und Gold in gähnend leeren Geschäften, wo man sonst wohl wohlhabende Russinnen wähnen würde. Aber die sind nicht da. Ruhe beseelt die Stadt. Schneider, Juweliere, Restaurants, Thai Massage, Thai Thai Massage, Souvenirläden, Kristallglas- und Porzellanshops warten auf Kundschaft.

Sich mineralisieren: Mit dem Schnabelbecher zur Hand gilt es Quellen zu verköstigen. Manche unscheinbar, manche geschlossen, manche unter malerischen Kolonnaden, die Vřídelní kolonáda sprudelt meterhoch. Warm zwischen den Händen, mal säuerlich, mal metallisch, immer irgendwie mineralisch schmeckend, gezutscht aus des Bechers Henkelchen.

Ebenso heilsam soll sein: Becherovka. Ein bitter-kräuteriger Geschmack, in den ich noch wachsen muss. Die Zitrusvariante ist es schon. Die letzten Kronen loswerden: Eine Flasche Becherovka Lemond und eine Schachtel Oblaten (noch eine Karlsbader Erfindung), die aus dem Oblatenladen besser als aus dem Supermarkt schmecken.

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