Rikki Ducornets kurzer Roman Trafik entführt uns in eine Zukunft, die hoffentlich nie kommt. Die hauptsächlich menschliche Quiver ist mit ihrem mechanischen Kompagnon Mic in den endlosen Weiten des Weltraums unterwegs, um Rohstoffe zu suchen und zu bergen. Die Erde ist schon lange Geschichte, zerrieben durch eine “Kaskade von Katastrophen”.
Sometimes Quiver feels so outside of everything, so peculiar, she catches herself scratching and poking her face in the manner of a caged monkey on the verge of insanity (1).
Das Bild der Isolation öffnet Trafik. Dass sich Quiver, obwohl sie ein “transitional prototype”, eine Art Mensch, gezüchtet in einem “dynamic carbon envelope” ist, eingesperrt, allein und nahe des Wahnsinns fühlt, ist wenig verwunderlich. Denn außer Mic, einem Roboter, hat sie keinen greifbaren Gefährten. Beide reisen durchs Weltall, um Rohstoffe auf Asteroiden zu bergen, gesandt von Elsewhere, dem Ort, an dem die restliche Menschheit floh, als die Erde zerstört wurde.
Die meiste Zeit verbringt Quiver damit, zu schlafen, sich in die virtuelle Welt The Lights zu flüchten und sich mit Mic zu unterhalten, der seine eigene existenzielle Krise hat und ein Experte der Popkultur der Erde ist. Beide sind so etwas wie Ein seltsames Paar für das Space Age, Trafik eine Art Science Fiction Buddy Comedy mit surrealistischen Elementen.
Die Handlung ist schnell erzählt: Bei einer Erkundung auf einem Asteroiden geht etwas schief, weshalb beide in ihren existenziellen Krisen entscheiden, von Elsewhere abtrünnig zu werden und einen Planeten zu finden, auf dem man leben kann. Die derzeitige Existenz aus Utilitarismus und dem Hinvegetieren in virtuellen Räumen – wie gegenwärtig! – kann Quiver nicht länger hinnehmen, der sich selbst findende Mic ebenso wenig. Und so stolpert man über ein paar extraterrestrische Landschaften, die Dali hätte malen können, um irgendwo anzukommen.
Trafik ist so kurz wie komplex. Es ist ein Text, der einen überrumpelt und schon vorbei ist, wenn man sich gerade in ihm eingefunden hat. Wortneuschöpfungen sowie skurrile Situationen und Unterhaltungen spicken diesen Text, drohen ihn manchmal auch zu verschließen. Der Humor hält Trafik aber davon ab, allzu schwere Kost zu sein. Irrwitzige Unterhaltung über Fürze, mit denen Quiver beispielsweise ihre Menschlichkeit gegenüber dem Androiden Mic behauptet, sprechen für das Augenzwinkern, mit dem Ducornet hier agiert. Das heißt aber nicht, dass es um nichts geht: Trafik rauscht in Warpgeschwindigkeit durch die große Leere, voller Möglichkeiten.
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Eine deutsche Übersetzung von Trafik ist noch nicht erschienen.
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