Der Start ins Bücherjahr 2019 war etwas verhalten. Nur wenig hat mich im ersten Halbjahr so wirklich von den Socken gehauen. Zurückblickend ein Trugschluss. Denke ich daran, welche drei Bücher ich aus diesem Jahr uneingeschränkt empfehlen würde, fallen mir doch einige ein. Besonders das Herbstprogramm hatte viele Perlen zu bieten.
Erste Liebe rostet nicht: Queen July von Philipp Stadelmaier
Manche Menschen lassen einen einfach nicht los, auch nicht, nachdem sie schon lange losgelassen haben. So geht es zumindest Aziza, deren erste Liebe sie seit achtzehn Jahren wie ein Phantom heimsucht. An einem heißen Sommer in Paris erzählt sie der in einer Badewanne sitzenden und Weißwein schlürfenden July davon. Philipp Stadelmaiers Queen July ist ein luftig leichter, kurzer Roman über die Liebe und die Freundschaft.
Warten, dass der Blitz einschlägt: Hyperspace von Beck
Das musikalische Chamäleon Beck verabschiedet sich zwei Jahre nach Colors wieder vom Hochglanz-Pop und widmet sich dem Zukunftssound der späten 70er: Analoge Synthesizer und Drumcomputer bestimmen den Klang von Hyperspace. Das Ganze klingt wie eine Mixtur aus dem Space Funk von The Information, der Prince-Hommage Midnight Vultures und dem nachdenklichen Folk von Morning Phase.
Der ganz normale Wahnsinn: Die Weihnachtsgeschwister von Alexa Hennig von Lange
Alexa Hennig von Lange hat für ihren Roman Kampfsterne viel Aufmerksamkeit bekommen letztes Jahr. Ihr vielstimmiges 80er Jahre BRD-Gesellschaftsportrait ist ein rasant erzählter Text, der sich zum Ende hin zu überschlagen drohte. Ihr neuer, halb so langer Roman Die Weihnachtsgeschwister bietet weniger dramaturgischen Bombast und gehört für mich zu ihren besten Texten seit dem Debütroman Relax und der Novelle Woher ich komme. Er passt natürlich auch wunderbar in die Jahreszeit.