Im Land der Wölfe von Elsa Koester nimmt den Leser mit ins ostsächsische Grenzlitz, ein fiktiver Ort, der möglicherweise für Görlitz steht, der schönen Filmkulisse, die durch die Neiße von Polen getrennt ist. Nana, Ich-Erzählerin des Romans, ist aus Berlin in die von den Nachwendejahren gezeichnete Stadt gekommen, um Katja von der Partei Zukunftsgrünen bei der Bürgermeisterwahl zu coachen und einen blauen Bürgermeister zu verhindern. Wie die Region, in die sie reist, wirkt auch sie gespalten. Ihre Reise nach Grenzlitz ist auch eine Flucht vor familiären Spannungen. Ihre Unterstützung für Katja könnte sie darüber hinaus gefährden, weil sie dem blauen Schergen Falk etwas zu nah kommt.
Schenkelklopfer: Propofol von Corinna T. Sievers
Ein Chirurg und seine “Milch”: In Propofol lässt Corinna T. Sievers einen alternden Arzt an das ruhmlose Ende seiner ruhmreichen Karriere am Uniklinikum der Hauptstadt Revue passieren. Dem Medizinschrank und den Frauen äußerst zugetan, patzt er ausgerechnet bei der Operation, die seine Karriere krönen soll. Nun, tief aber nicht allzu hart gefallen, zieht er ziemlich reuelos Bilanz.
Mit dem Kopf in den Sternen: Der verschwundene Mond von Zoe Jenny
Zoe Jennys Debütroman Das Blütenstaubzimmer (1997) ist eines der wenigen Bücher, die ich drei Mal gelesen habe. Seitdem hat sie nicht viel veröffentlicht, zuletzt den Erzählband Spätestens morgen vor neun Jahren, alles eher kurze Bücher mit weniger als 200 Seiten. Nichts war annähernd so erfolgreich wie das vielfach übersetzte Debüt. Die betörend einfache, poetische Sprache hat sie aber nie verlassen und sie ist ihr auch im ersten Roman seit über zehn Jahren, Der verschwundene Mond, hold geblieben.