Wenn ich dieser Tage den Großen Garten kreuze, flüstert mir der milde Frühjahrswind immer die ersten Zeilen Goethes Osterspaziergang ins Ohr. Binnen kurzer Zeit haben Schnee und Eis einem gelb und violett schimmerndem Teppich Platz gemacht. In den noch kahlen Bäumen zwitschern die Vögel. Höchste Zeit für den ersten Frühjahrsspaziergang!
Zum Heulen komisch: Ottessa Moshfeghs erster Erzählband [Kritik]
Dem Bild eines heulenden Hundes wohnt etwas Tragisches inne: Es äußert sich eine Verbindung zu etwas, das längst verloren gegangen ist. Das Primitive bricht auch immer wieder in den 14 Erzählungen von Ottessa Moshfeghs erstem Erzählband Homesick for Another World hervor. Es ist ein Heimweh im übertragenen Sinn, das Moshfeghs Protagonisten umtreibt: Der Wunsch nach einem anderen Zustand, einer Verbindung zum Leben, die ursprünglicher ist und tiefer geht, als das alltägliche Allerlei einer postindustriellen Welt.
Kalifornische Träume: Jan Brandts „Stadt ohne Engel“
Los Angeles ist eine schwer zu (be)greifende Stadt. Darum nähert man sich ihr gerne über ihre Einzelteile. Da ist die Traumfabrik Hollywood, die Schönen und Reichen von Beverly Hills, die Ghettos im Süden der Stadt, das hippe Venice am Pazifik, Disneyland in Anaheim und ein Speckgürtel aus endlos verwachsenen Vorstädten. Wenn nachts die Luft vor Hitze und Smog nicht flirrt, treffen sich Lichter und Sterne am Horizont.
Brot und Spiele: Freitags auf dem Sachsenmarkt Lingnerallee
Wer seinen Lebensmittelvorrat mit frischen Erzeugnissen aus der Region auffüllen möchte oder sich zur Mittagspause ein Drei-Gänge-Menü aus Wust, Semmel und Senf gönnen will, kommt Freitag zum Sachsenmarkt Lingnerallee. Um die aus zwei von Marktständen gesäumten Alleen komplett zu erkunden, sollte man etwas Zeit mitbringen.
Im Winter [Prosa]
Du kannst alles haben, sagte sie unter ihrem Atem, über der Musik.
Ich fragte, ob sie ihre Zigarette mit mir teilt. Sie lachte schräg in den Raum, Rauch entwich unsortiert ihrem Mund. Das Stroboskop brach darin. Zwischen Daumen und Zeigefinger reichte sie mir ihre Zigarette, ich nahm einen tiefen Zug. Ich sagte, jetzt haben wir uns indirekt geküsst und sie lächelte: Du bist albern.Kater [Prosa]
„Oben, ein Dachboden, man erreicht ihn nur von außen mit einer Leiter durch eine Luke, liegt eine mumifizierte Katze, so wie eine normale Katze liegt sie da, weißte, wie schlafend, leicht eingerollt und ich habe keine Ahnung wie lange sie dort schon lag oder ob sie immer noch da ist, aber ja, eine mumifizierte Katze, unterm Dach auf einem Heuboden. Dort muss sie gestorben sein, im Sommer, bei großer Hitze – das Klima auf so einem Heuboden ist sehr trocken, und da hat die Hitze sie wohl mumifiziert oder was-weiß-ich. Es ist jedenfalls eine Katze, Fell ist nicht mehr dran, und sie liegt dort, oder lag dort, und entdeckt habe ich sie beim Spielen, es gab immer viel zu entdecken.“
Körnerplatz, Neujahr: Nichts genaues sieht man nicht
Wenn das neue Jahr die 2016-Katerstimmung mit einer großen Dosis Sonnenschein weglächelt, begrüßt man es mit einem Spaziergang. Dabei lassen sich auch prima Menschen beim Umsetzen oder Vergessen der guten Vorsätze beobachten. Von der warmen Tram am Schillerplatz in die Kälte entlassen, staunt man über die Jogger, die zur Elbe traben.