Der Schwede Bror Gunnar Jansson ist für mich die musikalische Entdeckung des Jahres. Sein beeindruckender Auftritt war für mich das Highlight des Palais Sommers 2019. Mit They Found My Body In A Bag legt er nun sein viertes Album vor, das die Energie seiner Performance auf der Palais Bühne bestens in Erinnerung ruft. Es gibt rumpelnden Blues und schroffen Stoner Rock mit pechschwarzen Texten. Ein Album für kürzer werdende Tage und dunkle Stunden.
Bror Gunnar Jansson ist eine One-Man-Band, was seine Live-Perfomance zu einem echten Erlebnis macht: Gitarre, Schlagzeug und Gesang gleichzeitig dem Publikum entgegenzuschmettern, ist schon eine erstaunliche Leistung. Ein rauer, unpolierter Sound entsteht dabei, der seiner Mischung aus Country und Blues sehr gut steht. Geht es doch dabei meist eher um das Gefühl als um sauberes Spiel. Dies in einem Studio-Kontext zu reproduzieren, ist sicher nicht einfach, funktioniert auf seinen Aufnahmen aber erstaunlich gut.
Thematisch hat sich der Alleinunterhalter für dieses Album an grausigen Kriminalfällen bedient. “Machine” eröffnet They Found My Body In A Bag mit typischem Südstaaten Blues und thematisiert den spektakulären Mordfall der Journalistin Kim Wall, die in einem U-Boot bestialisch umgebracht wurde. Ähnlich morbide geht es mit dem Titeltrack weiter, der das Tempo des Vorgängers anzieht und brachial aus den Boxen scheppert. Das darauf folgende “Stalker” legt noch eine Schippe drauf. Hier verlässt der Schwede seine Blues-Wurzeln und serviert einen 8-minütigen Stoner Rock Headbanger. Seine energisch nölende Stimme reitet hier ein sägendes Gitarrenriff und erzählt aus der Perspektive einer Stalkerin, die ihrem Opfer täglich bis zu 500 Textnachrichten schickte.
“Stay out All Night Long” behält den eingeschlagenen Pfad bei, inbrünstig und durch den Megaphon-Einsatz stark verzerrt, kämpft sich Jansson durch den etwas chaotisch rumpelnden Song mit flott polternden Drums und fransigen Garage-Rock-Gitarren.
Nach diesem furiosen Quartett kommt das Instrumentalstück “Det Stora Oväsendet” einer Vollbremsung gleich. “Trains And Nights” ist ein sparsam instrumentalisiertes Duett, bei dem auch ein Cello zum Einsatz kommt. Zum Ende hin darf dann nochmal das Tanzbein geschwungen werden. Nicht alle Songs drehen sich um reale Kriminalfälle. “Will You Help Me When I’m Old?” erzählt vom Kennenlernen in einer Bar und kommt dank Einsatz eines Basses ungewöhnlich groovend daher. Steht ihm gut!
Insgesamt ist They Found My Body In A Bag ein bisschen auch eine mixed bag: Von Country-Blues zu Stoner Rock zu Garage Rock zu ruhigen Instrumentalstücken bietet der Schwede in neun Stücken eine große Bandbreite auf, die zum Teil auch thematisch gilt, allerdings auch etwas anstrengend sein kann. Vielleicht wäre es auch ein zu drückendes Hörerlebnis, wenn sich jeder Titel schroff instrumentiert grausigen Gewaltverbrechen widmen würde. Locker rockenden Stücken wie “Will You Help Me When I’m Old?” zum Trotz ist They Found My Body In The Bag keine Musik für Lynchburg Lemonade an spätsommerlichen Tagen. Man muss schon in der Stimmung sein, um sich hier reinzuhören – aber es lohnt sich!