Es ist 1965 und der Erzähler von Helmut Kraussers neuem Roman Freundschaft und Vergeltung blickt fasziniert auf den neuen, einen Jahr älteren Mitschüler am Internat. Anthonys Perspektive auf den barschen, wortgewandten Chris Bradshaw erinnert etwas an Nicks auf Jay Gatsby – eine Figur “larger than life”, umhüllt in einer Aura des Geheimnisvollen. Der junge Mann bringt die Dinge am altehrwürdigen, aber finanziell auch ziemlich knappen Internat Raven Hall gehörig durcheinander – Ereignisse, die den blassen Erzähler ein Leben lang beschäftigen sollen.
Wann das mit Jeanne begann von Helmut Krausser
Eine Spritztour durch Frankreich im Mittelalter: Wann das mit Jeanne begann ist die verschachtelte und zumindest für den Leser vergnügliche Erzählung zweiter Weißmagier, die sich in der Geschichte der Jungfrau von Orleans verlieren und dabei dieser zweifelsfrei faszinierenden Figur neue Blickwinkel abgewinnen. Helmut Kraussers Roman ist ein Scharmützel, das seine Karten erst nach und nach ausspielt, fantasievoll und verspielt zugleich, wendungsreich und gut recherchiert.
Schöngeistigkeiten in der Normandie: Eine redliche Lüge von Husch Josten
Leben wie Gott in Frankreich: So liest sich das in Eine redliche Lüge der Autorin Husch Josten dargestellte Leben der Eheleute Leclerc, bei denen Elise, frisch vom Studium, einen Sommer lang als Hausmädchen anheuert. In einem traumhaften Strandhaus in der Normandie halten die Leclercs regelmäßige Dinnerparties, bei denen sich die feine Gesellschaft zu feinen Speisen und schöngeistigen Gesprächen trifft. Elise ist teilnehmende Beobachterin, fasziniert und von Neugier beseelt, rekapituliert sie nun, Jahre später, diesen schicksalhaften Sommer, der, metaphorisch gesprochen, in einem Gewitter endete.
Verdrehte Köpfe: Trennungen, Verbrennungen von Helmut Krausser
Zwischen Wannsee und Plattenbau hat Helmut Krausser mit Trennungen, Verbrennungen ein äußerst amüsantes Kaleidoskop des Berliner Lebens geschrieben. Menschen begegnen und verlieren, belügen und betrügen sich. Und während sie durch scheiternde Beziehungen stolpern, verirren sie sich auch in einer verunsicherten Gesellschaft, in der tradierte Normen zunehmend aufweichen,- ohne, dass man ihnen vollends entkommen kann.