Nicolas Cage ist einer der Schauspieler, die für mich als echtes Kassengift gelten: Kann ich mir nicht anschauen, dieses stets von irrem Blick begleitete overacting. Nun aber: Mandy, ein Horrorfilm im frühe 80er-Look, der schon jetzt als neuer Kultfilm gefeiert wird und mit fast perfektem Rating bei Rotten Tomatoes glänzt. Der Hype ist nicht ungerechtfertigt: Mandy ist Bild gewordener Stoner Rock/Doom Metal, eine deliröse, bildgewaltige Rachefantasie wie geschaffen für die große Leinwand.
Mandy ist also in erster Linie ein audio-visuelles Erlebnis, dessen Defizite ganz klar die Story und die Dramaturgie sind. Die Handlung ist schnell erzählt: In Kalifornien im Jahr 1983 lebt Red (Nicolas Cage) zusammen mit seiner Partnerin Mandy (Andrea Riseborough) zurückgezogen im Wald. Eines Tages hält sich ein von den Hippies inspirierter Kult irgendwo zwischen Christentum und Satanismus in der Nähe auf. Als dessen Führer Jeremiah (Linus Roache) Mandy eines Tages im Wald spazieren sieht, engagiert er eine dämonische Biker Gang, um sie zu entführen.
Gesagt, getan: Die arglose Frau wird gewaltsam entführt und von der Gefolgschaft des Sektenführers unter Drogen gesetzt. Schnell wird klar: Jeremiah ist ein Narzisst, seine Ideologie fasst er so zusammen: “You are not separate from all that is, so all that is, is yours.” Während er der trippenden Mandy also seine Weltsicht erklärt, nach der ihm letztlich alles zusteht, steht er nackt vor ihr und spielt eine Platte, die er selbst aufgenommen hat (Erinnerungen an Charles Manson werden wach). Mit dem schnulzigen Folkgeklimper kann Mandy, die gerne Black Sabbath T-Shirts trägt, nichts anfangen und anstelle dem selbstverliebten Jeremiah die Bewunderung und Befriedigung zukommen zu lassen, die dieser erwartet, lacht sie ihn aus. Mandy wird zur Strafe vor den Augen von Red verbrannt.
Nachdem der Film die erste halbe Stunde in träumerischen Bildern die Idylle des Paares einfängt, werden die folgenden Szenen zusehends rotstichig, psychedelisch, fiebrig. Mandy spielt, so macht es den Anschein, in “unserer” Realität und gleitet mehr und mehr in eine fantastische, dämonische Welt ab. Wortkarg und mit angemessen irrem Blick begibt sich Red auf seine blutige Rachetour, auf der die dämonischen Monster der Bikergang ebenso wie die Sektenmitglieder niedergemetzelt werden sollen.
Der Film ist ab 18 freigegeben und die Bilder entsprechend explizit, wobei die kurzen, heftigen Gewaltausbrüche eher Comic-hafte Züge haben. Es war also eher ein amüsiertes Glucksen als angespannte Stille, das den Kinosaal gelegentlich erfüllte. Anders ausgedrückt: Für einen Horrorfilm ist Mandy zwar reich an Atmosphäre und eindringlichen Bildern, wirklicher Grusel stellt sich jedoch nicht ein. Dafür ist der Film in seiner ganzen Ästhetik einen Tick zu sehr drüber. Der Spannungsbogen hängt auch etwas durch: Die Dramaturgie gestaltet sich ähnlich gleichförmig und vorhersehbar wie die Doom Metal Riffs, die durch die Szenen brummen. Seinen dennoch nicht zu bestreitenden Unterhaltungswert zieht der Film aus seinen rauschhaften Bildern und den durchweg einnehmenden Leistungen der Schauspieler. In Sachen Originalität umarmt Regisseur Panos Cosmatos ganz und gar die Oberfläche seines Films. Über des Rest schaut man lieber hinweg.