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    Frauen in den Straßen: Mirmar von Josefine Soppa

    Mirmar von Josefine SoppaIn Mirmar von Josefine Soppa erzählt eine 32-Jährige von ihrem Leben in einer prekären Arbeitswelt und von ihrer Mutter, die plötzlich verschwindet. Es ist ein Text ohne Namen, ohne Männer und einer geheimnisvollen Bewegung – oder Bewegungen? – von Frauen. Mirmar ist ein nachdenklicher, auf Feminismus und Klassizismus fokussierter Roman – und ziemlich schwere Kost.

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    Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt von Katherine Rundell

    Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fälltPutziges aus der Welt der Tiere: Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt von Katherine Rundell ist ein Band unheimlich unterhaltsamer Essays, der uns Staunen lässt, zum schmunzeln bringt und melancholisch macht: Voller kurioser Geschichten über den missverständlichen Blick, den der Mensch auf die Welt der Tiere wirft und den Sinn für das verstellt, was an ihnen wahrlich bemerkenswert ist. Bemerkenswert ist auch die Gestaltung des Buches: Wunderschön illustriert und mit Gold sprenkeln eingebunden, verdient es einen Platz in jedem Buchregal.

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    Flottes Pfötchen: Der Hund der nur Englisch sprach von Linus Reichlin

    Der Hund der nur Englisch sprachIn Der Hund der nur Englisch sprach von Linus Reichlin findet der 64-jährige Felix Sell in einem alten Plattencover ein paar Jahrzehnte alte LSD-Trips. Eher pragmatisch veranlagt, sollen sie nicht verschwendet sein und er schluckt sie kurzerhand. Kurz darauf steht ein Jack Russel Terrier vor der Tür – und spricht mit ihm. Wieder wenige Momente darauf suchen zwei Leute nach dem Tier – eine irrwitzige Odyssee, die in Berlin beginnt und in Florida endet, nimmt ihren Lauf.

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    Erinnern und vergessen: Hinter der Hecke die Welt von Gianna Molinari

    Hinter der Hecke die Welt von Gianna MolinariEin Dorf hat Angst, vergessen zu werden und zu verschwinden: Versteckt hinter einer merkwürdig-imposanten Hecke, die sogar eine Handvoll Touristen anzieht, gibt es nur eine Straße und wenig Menschen. Die einzigen zwei Kinder des Dorfes, Pina und Lobo, wachsen seit einigen Jahren nicht mehr. Stillstand und ein schrumpfendes Dorf und schmelzende Gletscher in der Arktis: Gianna Molinaris zweiter Roman Hinter der Hecke die Welt ist ein Text über Stillstand und Wandel, über Verschwinden und Erinnern.

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    Die Vergangenheit wird fremd: Sinkende Sterne von Thomas Hettche

    THOMAS HETTCHE Sinkende SterneMänner sind… sinkende Sterne? In Thomas Hettches neuem Roman fährt der Autor Thomas Hettche nach dem Tod der Eltern ins Schweizer Kanton Wallis. Doch etwas ist anders: Eine Naturkatastrophe hat die Rhone aufgestaut und das Tal vom restlichen Land abgeschnitten. Kurzerhand hat sich ein faschistisches Regime alter Patrizierfamilien an die Macht gesetzt. Autofiktional, intertextuell, diskurslastig und poetisch erzählt Hettche in Sinkende Sterne von Kultur, Natur, Literatur und davon, wie die Mitte nicht mehr hält.

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    Vergessen, aber frei: Nincshof von Johanna Sebauer

    Nincshof von Johanna SebauerNincshof, eine “handvoll Häuser, zusammengerottet am Ende von Österreich”, möchte am liebsten von der weiten Welt vergessen werden: Keine Fahrradtouristen, keine Neuzugezogenen sollen mehr den Weg finden, damit die Nincshofer unter sich bleiben können – so wie es früher schon war. Johanna Sebauers Roman ist eine urkomische Satire über Heimat, Sichtbarkeit, Tradition und Wandel im Angesicht einer immer bedrohlicher empfundenen Welt.

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    The Great American Everything von Scott Gloden

    Scott Glodens The Great American EverythingDer Titel dieses Storybands ist vielleicht etwas täuschend: Die Erzählungen in Scott Glodens The Great American Everything spielen vornehmlich in den Südstaaten und nehmen überwiegend zwischenmenschliche Beziehung, u.a. zwischen Geschwistern und Liebenden ins Visier – im Angesicht der eher unschönen Ausprägungen des modernen Lebens. Ausgezeichnet mit dem C. Michael Curtis Short Story Book Prize, ist The Great American Everything ein unheimlich konsistent und kontrolliert erzähltes Debüt voller Zärtlichkeit

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    Lösch dich aus: Zeiten der Langeweile von Jenifer Becker

    Zeiten der Langeweile von Jenifer BeckerIch poste, also bin ich? In Jennifer Beckers Roman Zeiten der Langeweile steigt die Ich-Erzählerin Mila aus. Kein kurzes digital Detox, sondern ein gezieltes Löschen jeder Hinterlassenschaft im Internet, geboren aus einer ungewissen Angst vor der eigenen digitalen Sichtbarkeit. Was gestern cool war, ist morgen vielleicht der Grund, warum man gecancelt wird. Zeiten der Langeweile ist ein Text, der über Identität und Gesellschaft nachdenken lässt.

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    Mythen und Menschen: Weil da war was im Wasser von Luca Kieser

    Weil da war was im Wasser von Luca KieserKürzlich ließ Henry Hoke in seinem hervorragenden Roman Open Throat eine in Hollywood gestrandete Großkatze über ihr Leben erzählen. Luca Kieser hatte eine im Ansatz ähnliche Idee: In Weil da war was im Wasser erspinnen die acht Arme eines Riesenkalmars eine matafiktionale, Zeit und Raum überbrückende Erzählung. Doch hier hören die Gemeinsamkeiten zwischen diesen Texten bereits auf: Trifft Hokes Erzählung in ihrer Schlichtheit Herz und Hirn des Lesers, bedient sich Kieser an allen Registern der postmodernen Literatur.

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    Diese klaffende Wunde: Zwischen den Sommern von Alexa Hennig von Lange

    Zwischen den SommernAlexa Hennig von Lange schreibt mit Zwischen den Sommern ihre am Leben ihrer Großmutter angelehnte “Heimkehr-Trilogie” fort, die mit Die karierten Mädchen letztes Jahr ihren Anfang nahm. Der erste Band spielte überwiegend in den 1930er Jahren und begleitete die Hauptfigur Klara bei ihrem beruflichen Aufstieg zur Leiterin einer nationalsozialistischen Erziehungsanstalt, während sie gleichzeitig ein jüdisches Findelkind großzog. In Zwischen den Sommern ist das Mädchen Tolla weg und der Krieg da. Fragen nach Verantwortung und Schuld drängen in der Protagonistin – und ihrer Enkelin.